ISBN-13: 9783531153230 / Niemiecki / Miękka / 2009 / 212 str.
Theresa Wobbe und Ingrid Biermann Die Metamorphosen des Geschlechts In diesem Buch haben wir gezeigt, dass in der zweiten Halfte des 20. Jahrh- derts zunachst ohne feministische Agenda ein supranationales Geschlecht- skript entsteht. Dieses mit dem market-building der EWG verflochtene Konzept unterscheidet sich von der Gleichheitsidee, die im Zuge des europaischen nati- building verankert wird. Im Unterschied zum 19. Jahrhundert, als die nationale Institutionalisierung des Geschlechts im Medium der Differenz erfolgt, findet nach 1945 eine Umstellung auf Gleichheit statt, die an dem Abbau von Unt- schieden im Gemeinsamen Markt ausgerichtet ist. Wir haben herausgearbeitet, dass und wie dieses supranationale Geschlechterskript mit dem neuen Markt entsteht und wachst. I. Am Anfang stand unsere Frage nach der Unwahrscheinlichkeit der Gleichhei- normen angesichts der geschlechterpolitischen Stille der 1950er Jahre. Die ins- tutionellen Voraussetzungen dieser Normen und ihre Wachstumschancen, dies machen die Ergebnisse der ersten beiden Kapitel deutlich, sind in die supranat- nale Strukturbildung eingebettet, die mit der Grundung der EWG einsetzt. Mit dieser Marktkonstruktion werden nationale Vergleichsmassstabe in ein neues Licht geruckt, so dass sich die Beobachtung von und die Erwartung an Glei- heit verandern. Im Freizugigkeits- wie im Lohngleichheitsprinzip ist diese Gleichheitsvorstellung konkretisiert. Dieser Befund zeigt: Die Entgeltvorgabe wird zwar aufgrund von Wettbewerbsinteressen thematisiert, doch deswegen ist sie keineswegs auf eine wirtschaftliche Dimensionen zu verengen. Sie ist vi- mehr durch die neu entstehenden sozialen Erwartungen und kognitiven Schemata gepragt."