ISBN-13: 9783484365742 / Niemiecki / Twarda / 2003 / 516 str.
ISBN-13: 9783484365742 / Niemiecki / Twarda / 2003 / 516 str.
Diese Studien untersuchen auf wissenssoziologischer Basis den Natur- und Wissenschaftsbegriff sowie die naturwissenschaftliche Methode Albrecht von Hallers (1708-1777) in ihrer Entstehung im Rahmen des naturrechtlichen Denkens der Fruhaufklarung. Von Relevanz ist dabei Hallers Beziehung zum Newtonianismus Willem Jacob 'sGravesandes, der Newtons mathematische Naturwissenschaft experimentalistisch umdeutet und die wissenschaftliche Erkenntnislehre auf der "moralischen" Evidenz aufbaut. Dies bildet den Hintergrund fur Hallers Beurteilung der Hypothesen um 1750 und fur seinen dichterischen Neuansatz um 1730. Ausgangspunkt der Arbeit und bedeutend fur die Revolution des wissenschaftlichen Weltbildes ist die Newtondebatte in der Bibliotheque Italique von 1731/32. In der Nachzeichnung des Wandels des cartesianischen Begriffsystems wird das Scheitern der cartesianischen Kosmologie in ihren Akkomodationsversuchen an die Resultate der Newtonschen Weltmechanik aufgezeigt. Hallers Etablierung einer "positiven" Wissenschaft der Physiologie auf dem Grundbegriff der "Kraft," seine neue Organismustheorie in der Irritabilitatslehre und seine embryologischen Studien erfolgen unter der Voraussetzung metaphysischer Annahmen uber die Normen der societas civilis, in der er lebte, und uber den "moralischen" Menschen und seiner Stellung in der von Gott nicht autonomen Natur. Der Zusammenschlu der Wissenschaften von der Natur und der Wissenschaften des Menschen, deren Analogie von der naturrechtlichen Matrix begrundet wird, liegt somit konstitutiv dem Hallerschen Verstandnis der Physiologie und ihrer sozialethischen Bedeutung zugrunde, die der glaubige Naturforscher gegen "neospinozistische" bzw. materialistische Naturinterpretationen verteidigt.
"Aufgrund seiner vielschichtigen Interpretationen macht es deutlich, dass nur eine Darstellung, welche die naturwissenschaftlichen Werke der Frühen Neuzeit in ihren ursprünglichen philosophischen, wissenschaftstheoretischen, auch theologischen Kontext einordnet, der Einheit der abendländischen Wissenschaftskultur gerecht wird."Brigitte Hoppe in: Archives Internationales d'Histoire des Sciences, Juni 2007