ISBN-13: 9789042018471 / Niemiecki / Miękka / 2005 / 312 str.
Die 38 im Jahre 1811 vorgetragen Vorlesungen uber die Wissenschaftslehre sind eine vollkommene und besonders gut artikulierte Darstellung Fichtes Systems in der Zeit seiner Tatigkeit an der neu gegrundeten Universitat zu Berlin. Der Offentlichkeit sind sie erst 1999 bekannt geworden, als sie in derJ. G. Fichte Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurden, denn bis dahin wurden sie von den jeweiligen Editoren des Fichte-Nachlasses nie erwahnt. Fichte nimmt in dieser Darstellung seines Systems gegen beide Formen des Nihilismus Stellung - den theoretischen sowie den mit diesem zusammenhangenden praktischen. Um seine systematische Position formulieren und vertreten zu konnen, setzt er sich vor allem mit Spinoza und Kant nochmals auseinander. Spinoza stellt namlich nach Fichte die Grundfrage der Philosophie, wie neben dem Sein auch ein Dasein denkbar sein kann, wahrend Kant ihm im Begriff der Erscheinung den Weg zu ihrer Losung aufzeigt. Aber zwei weitere Probleme ergeben sich fur Fichte aus der kritischen Philosophie Kants: wie kann man das Bewusstsein beschreiben, wenn man sich nicht aus seinem Zirkel bewegen kann, und wie kann man die in dieser Beschreibung faktisch entdeckte Ursprunglichkeit der Synthesis rechtfertigen? Fur Fichte hatte der Begrunder der Transzendentalphilosophie die grundlegende synthetische Tatigkeit des Bewusstseins nur noch als ein Faktum des Bewusstseins angenommen. Der Beweis ihrer Moglichkeit ist nach Fichte letztlich nur zu fuhren, indem man sie auf eine Erscheinungsform der Freiheit als Inbegriff Gottes zuruckfuhrt. Diesen Beweisgang versteht nun Fichte als Vervollstandigung des transzendentalphilosophischen Programms und zugleich als Mittel, um aus dem Wissen in die Weisheit uberzugehen.