ISBN-13: 9783484350816 / Niemiecki / Twarda / 2001 / 575 str.
Die Studie bemuht sich um eine genaue Rekonstruktion des asthetischen Denkens Goethes von den fruhesten Auerungen bis zu den Ergebnissen der italienischen Reise. Dieses Untersuchungsgebiet ist insbesondere deshalb von groem transdisziplinarem Interesse, als sich hier schon sehr fruh Tendenzen zur Autonomisierung der Kunste und zur theoretischen Reflexion dieses Prozesses abzeichnen. Daruber hinaus stellen die lakonischen, genialisch-rhapsodischen oder manifestartig verknappten Essays Goethes auch in formaler Hinsicht ein Spezifikum dar: Sie thematisieren und reflektieren ihren theoretischen Gehalt selbst in ihrer textuellen Performanz. In methodischer Anlehnung an Pierre Bourdieus Theorie des literarischen Feldes unternimmt der Verfasser eingangige intertextuelle Mikroanalysen paradigmatischer und programmatischer theoretischer Schriften (Zum Schakespears Tag, Von deutscher Baukunst, Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Styl) und berucksichtigt dabei erstmals auf systematische Weise sowohl die unmittelbaren Entstehungsumstande und kunstlerischen Bezugspunkte als auch v.a. die epistemologischen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen im ubernationalen europaischen Kontext. Ein Ergebnis der Studie ist die genauere Differenzierung zwischen Kontinuitaten und Diskontinuitaten im asthetischen Denken Goethes auf epistemologischem und auf kognitivem Niveau. Des weiteren wird die kultursoziologische und diskurshistorische Funktionalitat zahlreicher Phanomene in den Blick genommen. Die Spezifik wie auch die Exemplaritat des (haufig geringgeschatzten) nicht-systematischen "Asthetikers" Goethe konnen somit vor einem erweiterten Horizont neu diskutiert werden.