ISBN-13: 9783484311817 / Angielski / Twarda / 1997 / 398 str.
Den Rahmen fur diese Arbeit bildet die noch junge Disziplin der Historischen Soziolinguistik. Das zentrale Thema ist das stets postulierte, aber selten belegte Wechselwirkungsverhaltnis von sozialer Lebenswelt und Sprachlichkeit der Arbeiter im 19. Jahrhundert. Wie sich dieses Verhaltnis gestaltet, welche textexternen und -internen Faktoren auf den Sprachgebrauch in welcher Form Einflu nehmen, wird in einer pragmatisch textlinguistischen Analyse an ca. 100 Briefen preuischer Bergarbeiter erlautert. Die Grundlage fur die Analyse sowie die Erklarung der in den Briefen vorgefundenen Textstruktur bildet die genaue Rekonstruktion des historischen Sprachhandlungskontextes: Sie umfat auf der Makroebene die kommunikativ relevanten Lebens- und Sozialisationsbedingungen der Bergarbeiter in Familie, Schule und am Arbeitsplatz, auf der Mikroebene die damals gultigen Regeln und Normen der brieflichen Kommunikation, wie sie z.B. in Briefstellern fixiert sind. Die Korrelation beider Ebenen in einem integrativen Ansatz zeigt, da durchaus Interdependenzen zwischen Text und Kontext bestehen, aber sie verlaufen nicht geradlinig in einem simplen Eins-zu-Eins-Verhaltnis von sozialen Faktoren und Sprache. Als wesentliche Vermittler zwischen den Ebenen haben sich vielschichtige soziale und in der Folge auch kommunikative Wertorientierungen erwiesen - bei den Bergarbeitern vor allem eine Orientierung an standischen, spater burgerlichen Werten, die ihre Sprachlichkeit stark beeinflut haben. Der exemplarische Einblick in die Zusammenhange macht deutlich, wie sensibel sich das Verhaltnis von Sprachstruktur und aueren Bedingungen gestaltet, so da von der Arbeiterschaft und folglich einer Arbeitersprache schlechthin nicht die Rede sein kann.