ISBN-13: 9783050045283 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 280 str.
Wie formulierten, konstituierten und verbreiteten Wissenschaftler zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Biomedizin im Sinne eines physiko-chemischen, technischen Verstandnisses der Lebensprozesse? Dieser Frage geht Heiner Fangerau nach, indem er den Einsatz des deutsch-amerikanischen Physiologen Jacques Loeb fur eine internationale biomedizinische Grundlagenforschung analysiert. Am Beispiel dieses Forschers, der zu den ersten Wissenschaftlern zahlt, die u.a. am Rockefeller Institute for Medical Research die Idee der Biomedizin verkorperten, untersucht der Autor die externen Bedingungen, die um 1900 den Etablierungsprozess dieses Konzeptes begleiteten. Daruber hinaus pruft er, durch welche internen Prozesse die Wissenschaft sich ihre Gegenstande selbst formte. Im Zuge dieser differenzierten Betrachtung werden die Forschungsleistung von Jacques Loeb und sein Einsatz fur eine "Technische Biologie" als Basis der modernen Biomedizin transparent. Neben der Ausformulierung der Forschungsthemen von Jacques Loeb bietet die Monographie eine Darstellung seiner Epistemologie und seiner Methoden zur Generierung von Wissen. Loebs Weltanschauung, seine Ethik, sein soziales Engagements sowie sein Eintreten fur die internationale Wissenschaftsgemeinschaft werden eingehend dokumentiert, seine sozialen Netzwerke und Denkkollektive werden rekonstruiert und visualisiert. Abschlieend untersucht die grundlegende Studie die Wirkung des Lebens und der Leistungen von Jacques Loeb auf die breitere Offentlichkeit. Auf der Basis umfangreichen Quellenmaterials entfaltet sich auf diese Weise eine Analyse der Entstehung biomedizinischen Denkens, die Netzwerkstrukturen betont und den Bogen zwischen externalistischen und internalistischen Erklarungsansatzen schlagt.