ISBN-13: 9783531168364 / Niemiecki / Miękka / 2010
Ein Blick in soziologische Fachzeitschriften zeigt, dass sich die Art und Weise der Vermittlung soziologischer Inhalte zum Teil deutlich unterscheidet. Das hat weniger mit einem Wettbewerb um Originalitat zu tun, sondern mit der Fragestellung, dem theoretischen Anspruch und der methodischen Vorgehensw- se. Bereits diese drei Variablen sorgen fur unterschiedliche P- sentationsformen. Je spezifischer das Thema wird, desto hau- ger wird der Eindruck bestarkt, dass an die Stelle der Sicht auf das Ganze eine Vielfalt von Tunnelblicken tritt. Als der ame- kanische Soziologe Richard Sennett vor etwa 15 Jahren vom Ende der Soziologie sprach, kritisierte er vor allem eine E- wicklung, die das Phanomen Gesellschaft eher durch H- weise auf dessen Verschwinden zu erklaren versuchte. Er f- mulierte seinerzeit die Mahnung, dass der modernen Soziologie eine Vorstellung von dem, was Gesellschaft ausmacht (vgl. Sennett 1994: 61), fehle. Als positives Beispiel der Vergang- heit nannte er David Riesman und seine Charakterstudie der amerikanischen Gesellschaft in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Riesmans Buch liest sich in Teilen wie ein Roman. Es enthalt auch keine Grafiken und Tabellen, geschweige denn Hinweise auf signifikante Unterschiede und starke Korrelat- nen. Seine Analyse reichte in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein: Familie, Beruf, Religion, Politik, Erziehung, Freizeit. Eine auf Fakten und Prufgrossen ausgerichtete Terminologie, die fur viele wissenschaftliche Abhandlungen typisch ist, liess Riesman dabei quasi hinter sich. Manche haben ihm vorgew- fen, dass er sich um diese Details nicht gekummert habe."