Seit Beginn der 80er Jahre fand in der deutschenSozialstrukturanalyse eine Wende von den konventionellen sozio-ökonomischfundierten Modellen sozialer Ungleichheit hin zu handlungs- undkulturtheoretischen Konzepten, wie sie in Milieu- und Lebensstilansätzenformuliert wurden, statt. War die von Pierre Bourdieu formulierteAusgangsfrage dieses Perspektivenwechsels noch die nach dem Zusammenhang vonKlasse und Alltagsästhetik, so wurden im Rahmen der weiteren EntwicklungLebensstiltypologien weitgehend als frei flottierende Analysekategorienverwendet, die von ihrer Verknüpfung mit spezifischen Lagen weitgehend gelöstwurden. Vor diesem Hintergrund entwickelt der Autor eine empirischeLebensstiltypologie auf der Grundlage der bisher umfassendsten Erhebung zudiesem Bereich in Westdeutschland. In einem zweiten Schritt werden mit Hilfe einer neuerenstatistischen Modellgruppe die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zu deneinzelnen Lebensstilgruppen nach Maßgabe von Merkmalen der sozialen Lageeingeschätzt. Fern eines deterministischen Blickwinkels derKonzeptualisierung des Zusammenhangs von sozialer Lage und Lebensstil stellensich trotzdem sinnhafte Verknüpfungen von Alltagsästhetik, Stilisierung undspezifischen Positionierungen im sozialen Raum dar. Lebensstile lassen sichin diesem Kontext als subjektive sinnhafte Antworten auf ähnlich gearteteProblemstellungen und Wirklichkeitsinterpretationen in spezifischen sozialenLagen verstehen, die Ausdruck typischer ¶Ungleichheitssemantiken¶sind. Aus dem Inhalt:Einleitung Lebensstile - eine Ergänzung zu Schichtungs- und Klassenmodellenin der Sozialstrukturanalyse? Eine Theoriegeschichte der Soziologie von Lebensstilen Soziale Ungleichheit und Lebensstile - Versuch einertheoretischen Integration Zur bisherigen empirischen Erforschung von Lebensstilen Empirischer Teil: Konstruktion einer repräsentativenLebensstiltypologie Exkurs: Die Entwicklung von Skalen zur Messung des kulturellenund ökonomischen Status einzelnerBerufsgruppen Methodis
Werner Georg ist Professor für Soziologie an der Universität Konstanz mit den Forschungsschwerpunkten Bildungssoziologie, soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse, Lebensstilforschung sowie empirische Sozialforschung.