Erkan, Haluk
Anfang der psychodelischen 60er wurde Haluk Erkan in einer kleinen, verschlafenen, westanatolischen Stadt geboren. Seine Eltern folgten den verlockenden Ruf der westlichen Welt "für eine bessere Zukunft" und zogen als Arbeitsemigranten nach Berlin. Auch der Autor konnte diesem unwiderstehlichen Ruf der Sirenen nicht widerstehen und zog Ende der 70er nach, studierte an der FU Archäologie und Germanistik.Bei einem nächtlichen Streifzug durch die Straßen von Kreuzberg, dem glitzernden, pulsierenden Berliner Nachtleben verfallen, fand er im Schnee ein Buch mit dem Titel "Die deutschen Anarchisten von Chicago" und wurde nach der Lektüre zum Freizeitanarchisten mit festem Wohnsitz. In der nicht beheizbaren, eiskalten Wohnung in Friedrichshain bekam er tiefe Depressionen und begann zeitweise zu stottern. Als er merkte, dass der staatlich bezahlte Therapeut in den Sitzungen gemütlich einschlief, ja sogar schnarchte, brach er die Therapie ab, beendete aber eine EDV-geschützte Umschulung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde er endlich zum lockern Punk mit rotem Irokese und arbeitete an einem Punktressen, wo unzählige wilde Hunde herumtobten. Stottern und Depressionen verflogen.Um sich der drohenden Ausbürgerung wegen des ausstehenden Militärdienstes zu ersparen, ging er nach langen Jahren in Berlin in die gute alte Heimat und stellte fest, dass er bereits ausgebürgert war. Wiedereinbürgert lebt er heute weiterhin in der Heimatstadt, Dank Covid zurückgezogen, arbeitet als Übersetzer und plant eine kleine Farm zu gründen.