Frank-Olaf Radtke, Einleitung: Schulautonomie, Sozialstaat und Chancengleichheit - Teil I. Bildungspolitische Tendenzen - Manfred Weiß unter Mitarbeit von Brigitte Steinert, Privatisierung des Bildungsbereichs - Internationale Tendenzen - Ludwig v. Friedeburg, Schulentwicklung zur Ungleichheit - Martin Carnoy, Volkswirtschaftliche Strukturanpassung - Egon Becker, Von der Zukunftsinvestition zur Effektivitätskontrolle des Bildungssystems - Teil II. Erfahrungen aus De-Regulierungsländern - Gita Steiner-Khamsi, De-Regulierung und Schulwahl in den U.S.A.: Gewinner und Verlierer - Carole Anne Spreen, Empowerment und Enablement: Steuerung großstädtischer Schulen durch die Schulgemeinde in den USA am Beispiel New York, Los Angeles und Chicago - Ingeborg Kriwet, Bildungschancen von Migrantenkindern im schwedischen Schulsystem - Paul Jungbluth, Schulautonomie und Chancengleichheit in der Niederländischen Grundschule - Sally Tomlinson, Wie wirken sich Bildungsmärkte auf ethnische Minderheiten aus? - Teil III. Literaturbericht - Eumorfia Magotsiu, Zur Debatte um die Schulautonomie und die Folgen für die Chancengleichheit von Migrantenkindern
Prof. Dr. Frank-Olaf Radtke, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Fankfurt/Main;
Prof. Dr. Manfred Weiß, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt/Main.
Auf der Basis internationaler Erfahrungen wird die Frage diskutiert, ob die Deregulierung des Schulsystems, die pädagogisch als Erweiterung der Schulautonomie begrüßt wird, neue Gefahren birgt: für die soziale Kohäsion und die Chancengleichheit, zumal von Migrantenkindern. Die aktuelle Diskussion um eine erweiterte "Autonomie" einzelner Schulen kann als ein intensives semantisches Ringen zwischen Politik und Pädagogik verstanden werden: Wer definiert die Probleme, mit denen das Bildungssystem heute konfrontiert ist? In der Debatte wird die "Staatssteuerung" des Bildungssystems suggestiv als "Auslaufmodell", hingegen die "Marktsteuerung" als ein in Einklang mit den weltpolitischen Entwicklungen ("Globalisierung") stehendes "Zukunftsmodell" dargestellt. Dem wird entgegengehalten, daß der Versuch, Marktkräfte und Wettbewerbsmechanismen in das Bildungssystem einzuführen, mit den bildungspolitischen Zielen "Chancengleichheit und Gerechtigkeit" kollidieren müßte. Die Diskussion glich so lange ideologischer Spiegelfechterei, wie sie sich nicht auf empirische Daten stützen konnte. Diesem Desiderat sucht der vorliegende Band abzuhelfen. Aus avancierten Deregulierungsländern liegen erste Erfahrungen vor, die die Konsequenzen und Wirkungen der "Autonomie-Strategie" für die Bildungschancen insbesondere auch von Kindern ethnischer Minderheiten untersuchen.