ISBN-13: 9783484157415 / Niemiecki / Twarda / 2005 / 781 str.
Es sollte die Kronung seiner wissenschaftlichen Laufbahn bilden - und blieb doch uber Jahrhunderte fast unbeachtet: Mit dem vorliegenden Band wird das altertumskundliche Hauptwerk von Karl Philipp Moritz, Anthusa oder Roms Alterthumer (1791), erstmals in einer philologisch zuverlassigen und sorgfaltig kommentierten Ausgabe vorgelegt. Der Kommentar zeigt die komplexe Textstruktur unter dem schlichten Erzahlton auf und analysiert Moritz' Darstellungstechnik der Verschrankung und Potenzierung heterogenen Quellenmaterials, die dem Werk den Charakter eines literarischen Experiments gibt. Auf der anderen Seite tritt der Autor in bisher ungeahntem Mae als Teilhaber der Uberlieferung und Erbe der abendlandischen Tradition in den Blick. In das Werk uber die romischen Altertumer sind - vielfach lateinische - Quellen aus zwei Jahrtausenden eingegangen, von antiken Klassikern uber Kompendien der humanistischen Gelehrsamkeit bis zu Auszugen aus Goethe und Kant: Das verbreitete Moritz-Bild vom spontan-voraussetzungslosen Einzelganger erhalt durch diesen Befund eine wichtige Erganzung. Als Teil eines ursprunglich groer angelegten Werkkomplexes handelt Anthusa von den Festen und Riten der romischen Religion. In ihrer Interpretation hat Moritz den Weg von einer inhaltsfixierten, durch christliche Polemik gepragten Sichtweise zu einer starker "strukturalistischen" Deutung gebahnt. Nach den Kategorien der von ihm entwickelten Asthetik erschliet er die Auerungen antiker Religiositat als Entsprechungen des Kunstschonen und damit auf eine Weise, die dem ausgepragten Formalismus dieser Religion entspricht.