ISBN-13: 9783484366022 / Niemiecki / Twarda / 2005 / 603 str.
ISBN-13: 9783484366022 / Niemiecki / Twarda / 2005 / 603 str.
Okonomisch zu handeln heit in der westlichen Moderne, den eigenen Vorteil zu verfolgen, aber - so das ubliche Vertrauen in eine produktive Eigendynamik des Marktes - mit dem Ergebnis eines indirekten Nutzens fur alle. Analysiert wird, wie sich ein solches Marktvertrauen in der "spaten Fruhen Neuzeit" herausbildete. Den literarischen Bezugspunkt bildet die Komodie, deren Geldaffinitat nicht nur motivisch hervorsticht. Vielmehr lassen sich ihre Handlungsstrukturen als Modelle marktwirtschaftlichen Verhaltens und der entsprechenden Weltverlaufserwartungen interpretieren, denn die Komodie basiert auf Lizenzen zu normwidrigem Verhalten, vermittelt trotzdem aber das Vertrauen in einen guten Ausgang. Methodisch setzt die Studie mit einer gattungstheoretischen Explikation der Strukturhomologie von Komodie und Geldwesen an. Historisch verfolgt werden beider Interferenzen in mehreren Wissens- und Sozialbereichen: in der Wirtschaftstheorie bis zu Adam Smith, im Konzept des kaufmannisch-strategischen Politicus sowie im Spiel (mit einem Spektrum von der Mutwilligkeit bis zum Providenzvertrauen). Besondere Berucksichtigung finden die (Denk-)Formen sozialer Theatralitat sowie die Marktsituation des Theaters. Einzelanalysen von The Merchant of Venice bis Minna von Barnhelm fachern die Vielfalt der Komodientypen im Schul- und Wandertruppentheater, unter moraldidaktischer Zwecksetzung oder in der Commedia dell'arte-Tradition, im Dienste hofischer Reprasentation oder burgerlicher Sozialprogrammatik exemplarisch auf, zentriert auf das Reich, aber unter Einbezug franzosischer und englischer Vorlagen. Anhand der Komodie des Barocks und der Aufklarung wird damit zugleich die Moglichkeit einer post-sozialgeschichtlichen Gattungsgeschichtsschreibung erprobt.