ISBN-13: 9783110449686 / Niemiecki / Twarda / 2016 / 313 str.
Wenn das Jahrhundert von etwa 1750 bis 1850 - die von Reinhart Koselleck so genannte Sattelzeit - die Formierungsphase der westlichen Moderne war: Was bedeutete der damalige Ubergang vom alteuropaischen zum modernen Begriffs- und Denkmusterarsenal fur das Schreiben der Geschichte? Ist es angemessen, diesen Wandel vor allem als 'Verwissenschaftlichung' zu charakterisieren? Welche Rolle spielten demgegenuber ein zunehmend reklamiertes 'Vergnugen' an Geschichte, politische Wirkabsichten, die Orientierung auf Kunstformigkeit und asthetische Eindrucklichkeit oder der Entwurf hypothetischer Geschichtsverlaufe? Wurden die alten Denk- und Schreibmuster - insbesondere das Konzept der historia magistra vitae - tatsachlich verabschiedet oder lebten sie, womoglich in neuer Funktion, fort? Der Band geht solchen Fragen mit Blick auf ein ungewohnlich breites Spektrum historiographischer Gattungen nach: philosophische Geschichtsreflexion und -spekulation, politisch-rhetorische oder didaktische Historiographie, Geschichten der Kunst, der Musik und der Philosophie, Memorialistik und Zeitgeschichtsschreibung, Historiographie 'fur Leser'. In dieser pluralen Perspektivierung erweist sich das Sattelzeit-Konzept als dringend revisionsbedurftig.