ISBN-13: 9783540422143 / Niemiecki / Twarda / 2001 / 101 str.
R. KLOSE Selten wurde ein Pharmakon in der Anasthesiologie und Intensivrnedi zin so auBerordentlich kontrovers beurteilt wie Ketamin. Seit den ersten Publikationen von GUnther Corssen und Edward Domino zu Beginn der sechziger Jahre diskutieren BefUrworter und Gegner oft leidenschaftlich Uber die Substanz und ihren klinischen Stellenwert: schroffe Ablehnung auf der einen Seite, enthusiastisches Lob auf der anderen. Zweifelsohne nimmt Ketamin einen besonderen Platz unter den Anasthetika ein, sein Wirkprofil ist einzigartig und lasst sich mit dem anderer Anasthetika nicht vergleichen. Der von Domino und Mitarbeitern 1965 neu geschaf fene Begriff "Dissoziative Anasthesie" sollte den eigenartigen Zustand des Patienten charakterisieren: Bei hervorragender Analgesie ist das Bewusstsein zwar abgeschaltet, die hypnotische Wirkung hingegen ist unzureichend. Der anasthesierte Patient erscheint in merkwUrdiger Weise von seiner Umwelt entkoppelt. Damit verbunden sind Traumer lebnisse, die haufig, aber nicht gesetzmaBig, als unangenehm beschrie ben werden, Halluzinationen vor aHem visueHer Art, Out-of-body-Pha nomene sowie unruhige, delirante Aufwachreaktionen ("post anesthetic emergence reactions"). Hinzu kommt ganz im Gegensatz zu allen ande ren Anasthetika eine stimulierende sympathikoadrenerge Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, die je nach Situation erwUnscht oder uner wUnscht ist. So musste bereits sehr frUh nach EinfUhrung des Ketamins der Traum, ein ide ales Mononarkotikum gefunden zu haben, begraben werden. Dennoch haben sich das Mannheimer Institut fUr Anasthesio logie und Reanimation unter seinem damaligen Direktor Prof. Dr. Horst Lutz und die Anasthesieabteilung der Berufsgenossenschaftlichen Un faHklinik Ludwigshafen intensivst mit dieser faszinierenden Substanz Ketamin befasst."