ISBN-13: 9783531165448 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 289 str.
Henning Schmidt-Semisch/Bettina Paul Gesundheit bezeichnet einen der zentralen Werte in unserer gegenwartigen - sellschaft: Sowohl das offentliche wie auch das personliche Interesse an - sundheit hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Aber auch wenn (zumindest in den westlichen Industriestaaten) die durchschnittliche - benserwartung seit Ende des 19. Jahrhunderts enorm angestiegen ist und das System der gesundheitlichen Versorgung sich deutlich verbessert hat, so heisst dies doch nicht, dass das Leben heutzutage (zumindest subjektiv) weniger riskant und die Gesundheit weniger gefahrdet ware. Im Gegenteil kann man mit Bezug auf Luhmann (1991, 1993) sagen, dass es mit der Mehrung des medizinischen und epidemiologischen Wissens sowie entsprechender Informationen auch zu einer Ausweitung der Entscheidungsmoglichkeiten und -notwendigkeiten kommt und damit zugleich zu einem Mehr an Risiken, sich in gesundheitlicher H- sicht richtig oder falsch zu entscheiden. Diese Entwicklung wird zugleich aber noch dadurch gefordert, dass immer mehr Probleme einer medizinischen Losung zugefuhrt und immer mehr Verhaltensweisen als gesundheitsschadlich bezei- net und bekampft werden: Hinter jedem Zipperlein wird die Manifestation, - mindest aber der Beginn einer ernstzunehmenden Krankheit vermutet, immer ofter werden eigentlich gesunde Prozesse (etwa Alterung oder Menopause) pr- lematisiert und medizinalisiert und jede noch so lustvolle Tatigkeit wird vor dem Hintergrund ihrer immanenten Gesundheitsrisiken taxiert. Jede Entscheidung, die wir treffen, so wird suggeriert, ist zugleich eine Entscheidung uber unsere Gesundheit."