ISBN-13: 9783484312050 / Angielski / Twarda / 1999 / 431 str.
Die Frage nach den Ursachen fur das Phanomen der Phraseologisierung, also der Verschmelzung freier Wortgruppen zu festen, reproduzierbaren Wortschatzeinheiten, ist bisher noch wenig erforscht. Auch die sich dabei ergebende Differenz zwischen ursprunglicher (also 'wortlicher') und phraseologischer Bedeutung wird in der Literatur und in Worterbuchern mit Begriffen wie 'bildlich', 'figurativ' oder 'metaphorisch' nur unzulanglich beschrieben. Weitaus prazisere Aussagen lassen sich in diesem Punkt treffen, wenn man sich das ornatus-System der klassischen Rhetorik zunutze macht und phraseologische 'Mini-Texte' (vgl. seine Brotchen verdienen, nur mit halbem Ohr hinhoren usw.) einer rhetorischen Textanalyse unterzieht. Voraussetzung dafur sind freilich klare und praxistaugliche Definitionen zu den einzelnen Erscheinungen, die in der Phraseologie des Deutschen nachzuweisen sind. Der erste Teil der Arbeit dient daher der terminologischen Vorklarung: Hier werden Prinzipien der semantischen Ubertragung (Metapher, Metonymie, Synekdoche usw.) sowie ausdrucksseitig auftretende Elemente wie Alliteration, Reim, Paronomasie etc. eingehend erortert und voneinander abgegrenzt. Die im zweiten Teil durchgefuhrte empirische Analyse von Phraseologismen mit dem so bereitgestellten 'Werkzeug' der Tropen- und Figurenlehre erweist sich als uberaus ergiebig. In keinem anderen Bereich der gesprochenen oder geschriebenen Sprache treten rhetorische Gestaltungselemente so geballt auf wie in den phraseologisierten Wortfugungen. Dabei scheinen solche Phanomene wie Metonymie (bis ins Grab), Synekdoche (unter vier Augen), Oxymoron (beredtes Schweigen) oder Alliteration (klar wie Klobruhe) an der Verfestigung der einst freien Lexemverbindungen mageblichen Anteil zu haben. Trotz der Beschrankung auf einige hundert Redewendungen des Deutschen weist diese Untersuchung weit uber das Gebiet der Germanistik hinaus: Es werden Ursachen und Wege der Phraseologiebildung beschrieben, die sich ebenso auch in zahlreichen anderen Sprachen beobachten lassen.