ISBN-13: 9783531148113 / Niemiecki / Miękka / 2006 / 378 str.
Geleitwort Julian Nida Rumelin Die moderne europaische Demokratie hat zahlreiche historische, politische, soziale und geistige Wurzeln. Zwei scheinen mir allerdings von uberragender und zu gleich unterschatzter Bedeutung zu sein. Die eine Wurzel ist die kulturelle Erinne rung an die athenische polis Demokratie in der Hochzeit dergriechischen Klassik, tradiert uber die humanistischen Stromungen seit der italienischen Fruhrenais sance, und die andere ist die Katastrophe dereuropaischen Konfessionskriege im siebzehnten Jahrhundert. Diese uber Jahrzehnte sich erstreckenden europaischen Burgerkriege verwusteten einen Grossteil Europas, uber weite Landstriche lebte am Ende dieses Konfliktes nur noch ein Drittel derBevolkerung. Besonders schlimm verwustet wurde derdeutschsprachige Raum in Mitteleuropa, aber auch in Eng land hatten die Konfessionskriege eine breite Spur der Zerstorung hinterlassen. Europa war mit diesen religios begrundeten Konflikten an den Rand der Selbstvernichtung geraten. Es war eherErschopfung als Einsicht, die das Ende des Dreissigjahrigen Krieges in derMitte des siebzehnten Jahrhunderts herbeifuhrte. Europa stand nun vor der Aufgabe, einen modus vivendi zu finden. Dieser konnte wederauf den Sieg dereinen uber die andere Seite gegrundet werden, noch auf Toleranz aus Indifferenz. Die uns heute meist eher marginal erscheinenden Unter schiede zwischen den christlichen Konfessionen waren in dieser Zeit weit mehr als Auslegungsdifferenzen bezuglich der Heiligen Schrift oder unterschiedliche klerikale Institutionen es ging um einen als existenziell wahrgenommenen Kon flikt um den richtigen Glauben, die richtige Lebensform und das ewige Leben. Den Fortbestand dieses existenziellen Konfliktes ohne Gewaltdrohung und Burgerkrieg zu akzeptieren, darin bestand die historische Herausforderung Europas."