ISBN-13: 9783484550407 / Angielski / Twarda / 2002 / 349 str.
Die vorliegende Studie stellt die zweite Werkphase von J.M.G. Le Clezio (*1940) in die literarische Tradition imaginarer Reisen, die sich aus Romantik und Surrealismus herleiten. Imagination und Traum sind Schlusselbegriffe einer auf Grenzuberschreitung ausgerichteten Suche, die sich vor allem auf die Sprach- und Ecriturekonzeption bezieht. Seit dem Roman Voyages de l'autre cote wird die Reise auf die 'andere Seite' zum Programm, mit der Erzahlung La montagne du dieu vivant auch zum Struktur- und Erkenntnisprinzip: Der Initiationsweg beschreibt die stufenweise Abkehr aus der historischen Wirklichkeit und die temporare Erfahrung mystischer Uberwirklichkeit, aus der die Protagonisten, desillusioniert oder befreit, zuruckkehren. Am Beispiel der Mauritius-Texte - dem Roman Le chercheur d'or (1985), dem Reisebericht Voyage a Rodrigues (1986) sowie dem monumentalen Reiseroman La quarantaine (1995) - wird deutlich, da die wiederholte Reise auf die Insel der Vorfahren einer poetologischen Selbstinszenierung entspricht: Die regressive Engfuhrung der Quarantane wird zum Akt dichterischer Selbstwerdung. Auf der methodischen Grundlage von Gaston Bachelards Dichtungstheorie der imagination materielle, die auf C.G. Jungs Archetypenlehre rekurriert, wird das Projekt in tiefenpsychologischer Perspektive untersucht: In einer Figuren- und Bildbereichanalyse wird gezeigt, da wiederkehrende Doppelganger und elementare Naturraume Projektionen sind, durch die sich ein schreibendes Ich zum Ursprung des Textes fuhrt.