Einleitung: Gegenstand und Methode der Untersuchung.- Die Verortung von Psychopathologie in der gegenwärtigen Wissenschaftslandschaft – Dilemmata.- Der begriffliche Gehalt der Psychopathologie.- Wahnerleben und Bedeutungszuweisung.- Der Charakter des Mentalen: Verursachtes oder Exklusives? - Von den Grenzen einer Philosophy of Mind.- Die Hermeneutik der Psychopathologie – wieder ein Versuch.- Versuch einer Neuordnung.- Eine alternative Betrachtung von psychischer Störung: Das Material des Dispositivs.- Versuch einer dialektischen Rekonstruktion der Psychopathologie (Reflexive Psychopathologie).- Literatur.
Peter Schönknecht, Prof. Dr. med., M.A., Studium Medizin und Philosophie, Facharztausbildung und Habilitation Universität Heidelberg, Ärztlicher Direktor Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz und Leiter Selbstständige Ambulanz für Forensisch-Psychiatrische Forschung am Universitätsklinikum Leipzig. Forschungsschwerpunkte: Neurobiologie, Forensische Psychiatrie, Psychopathologie und Literatur
Psychopathologie stellt den Begriffsapparat dar, mit dem Veränderungen, Störungen oder Krankheiten der Psyche erfasst werden können. Das methodische Verständnis von Psychopathologie ist umstritten und variiert in Abhängigkeit davon, ob man psychische Phänomene mit biologischen, psychologischen oder soziologischen Methoden untersucht. Psychopathologie hat die – immer schon begriffliche – Erfassung psychischer Veränderung als solcher zum Ziel und versteht sich nicht als alternative Methode neben den Naturwissenschaften, sondern als Grundlagenwissenschaft psychischer Verfasstheit überhaupt. Ihr Untersuchungsgegenstand erfordert eine Methode, die neben dem Instrument der fachbegrifflichen Erkenntnis auch das Verhältnis der erkennenden Subjekte zu ihrem Gegenstandsbereich einschließt – oder anders ausgedrückt, Psychopathologie kann als Grundlagenwissenschaft erst im Ergebnis ihrer Methodenreflexion wirken.
Im ersten Teil dieses Buches werden die zentralen Kategorien der Psychopathologie parallel zu ihrer transzendentalphilosophischen Begründung vorgestellt. Auf diesem Hintergrund lassen sich die Mehrzahl der behaupteten Methodenkonflikte als Dilemmata ausweisen. Am Beispiel des Wahnsyndroms soll der Versuch einer fachbegrifflichen Auflösung der Dilemmata geprüft werden.
Im zweiten Teil werden die Erträge der Diskussion um den spezifischen Charakter des Psychischen dargestellt und als zirkulär oder dogmatisch kritisiert. Gleichermaßen sollen die Merkmale gelungener Deutungsversuche untersucht und auf ihre Anschlussfähigkeit hin geprüft werden. Ertragreich erwies sich die Begründung der Psychopathologie als Idee der Bewusstheit einer rationalen Psychologie. Als Kriterien für eine sinnvolle psychopathologische Begriffsbildung wurden die Transparenz für die Trias von Intention, Intension und Extension, die Formen des Umgangs mit Ungewissheit und die Relativität von Verstehensbemühungen herausgearbeitet.