ISBN-13: 9783050045504 / Niemiecki / Twarda / 2009 / 409 str.
In dieser Monographie wird, beginnend mit einem biographischen und zeitgeschichtlichen Grundriss, zum ersten Mal das umfangreiche strafrechtliche, rechtsphilosophische und philosophische Gesamtwerk Arthur Baumgartens dargestellt. Baumgarten war im Jahr seiner bei Franz v. Liszt verteidigten Dissertation (1909) nach Genf berufen worden und lehrte in Koln, Basel, Frankfurt/M. und Berlin. Von der dreiteiligen "Wissenschaft vom Recht" (1922) urteilte Albrecht Mendelssohn Bartholdy im "Archiv des offentlichen Rechts," hier sei die Jurisprudenz auf Philosophie gegrundet, und die Lehre Baumgartens werde neben Stammler und Nelson die starkste Wirkung aufs Rechtsdenken gewinnen. Mit seinen philosophischen Schriften wurde Baumgarten, beeinflusst von James und Dewey, in den zwanziger und dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Vordenker des sozialliberalen Pragmatismus in der deutschen Philosophie und nahm deren Hinwendung zur angloamerikanischen philosophischen Tradition um Jahrzehnte vorweg. 1933 erklarte er, unterm NS-Regime nicht Rechtwissenschaft lehren zu konnen, und ging von Frankfurt in die Schweizer Emigration. Die Erfahrung von Faschismus und Krieg fuhrte ihn in der Mitte der vierziger Jahre zu sozialistischen Uberzeugungen und Erwartungen und zur Marxschen sozialwissenschaftlichen Methode, so dass er, nach Frankfurt nicht zuruckberufen, gleich anderen antifaschistischen Intellektuellen in die Ostzone und spatere DDR zog. Gerd Irrlitz behandelt die Hauptwerke und die marxistisch orientierten Texte Baumgartens wie uberhaupt die sozialliberale und die spate sozialistische Periode nicht als Gegensatze, sondern als aufeinander bezogene und einander bedingende Konzepte, uberzeugt, dass das Werk des Rechtsphilosophen unterm Erfordernis der Erneuerung des sozialen Liberalismus in der hochindustriellen Zivilisation neue Aktualitat gewinnen kann."