ISBN-13: 9783540158806 / Niemiecki / Miękka / 1985 / 208 str.
Als im Jahre 1939 in Berlin im Laboratorium fur Elektronenoptik der Siemens & Halske AG die ersten Elektronenmikroskope serienmassig fabriziert wurden, stan den den Biologen und Medizinern unerwartet Gerate zur Verfugung, welche das Auflosungsvermogen der Lichtmikroskope um das 100fache ubertrafen. Der sofor tigen und breiten Anwendung dieses neuen Verfahrens in der Erforschung der zel lularen Strukturen standen aber fast unuberwindliche praparative Schwierigkeiten im Wege. Die bisher in der Lichtmikroskopie verwendete Mikrotechnik konnte nicht ubernommen werden, weil selbst die feinsten Paraffinschnitte von den Elek tronen nicht durchstrahlt werden konnten. Viele damals kompetente Biologen und Mediziner ausserten auch die Befurchtung, dass die im Hochvakuum befindlichen Objekte durch die vollstandige Entwasserung verandert und schliesslich durch die absorbierte Elektronenenergie bis zu einem rudimentaren Kohlenstoffskelett abge baut werden wurden. Es schien auch zweifelhaft, ob es gelingen wurde, Dunn schnitte in der Grossenordnung von 0,5 j. Lm aus den heterogen zusammengesetzten biologischen Praparaten herzustellen. Man besass plotzlich ein vollig neuartiges In strument, das gegenuber dem Lichtmikroskop eine um zwei Zehnerpotenzen hohe re Auflosung ermoglichte, aber keine dafur geeignete Praparationstechnik I Diese skeptische Einstellung zur Anwendung des Elektronenmikroskopes in der Biologie und Medizin wurde gleichzeitig auch durch die Lehrmeinung der damals aktuellen Kolloidchemie unterstutzt, in der postuliert wurde, dass es im amikrosko pischen Bereich der lebenden Strukturen keine stabilen Bauelemente gebe, die man mit diesem Gerat abbilden konnte. Man stellte sich damals das Cytoplasma, die Kernmatrix, den Inhalt der Mitochondrien und Plastiden als ein amorphes, homo genes Gelgerust ohne definierte Strukturhierarchie vor."