ISBN-13: 9783824473731 / Niemiecki / Miękka / 2001 / 193 str.
Reichlich zehn Jahre nach der Vereinigung hat Ostdeutschland wirtschaftlich bei weitem noch nicht zu Westdeutschland aufgeschlossen. Das war bei realistischer Wertung der Ausgangslage in so kurzer Zeit auch nicht zu erwarten. Aus okonomischer Sicht sind im Zuge der Vereinigung jedoch auch gravierende Fehler begangen worden; sie belasten die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft bis heute. Immer wieder wurde darauf verwiesen, dass die Zeit drangte, und so seien manche Fehler unter dem Zwang zu raschem Handeln nicht zu vermeiden gewesen. So sei es unumganglich gewesen, in Ostdeutschland rasch und zur Ganze das westdeutsche Regelwerk an Gesetzen und sonstigen Vorschriften sowie die dazugehorigen Institutionen zu ubernehmen, um einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu verwirklichen. Die Tatsache, dass damit die ostdeutsche Wirtschaft in das gleiche Korsett von Regulierungen gezwungen wurde, das bereits in Westdeutschland Marktkrafte gefesselt hatte, habe in Kauf genommen werden mussen. Manche der Fehler, zu denen es kam, mogen sich bei einem Abwagen auch aus okonomischer Sicht rechtfertigen lassen, weil es realistische Handlungsalternativen fur die Politik nicht gab. Aber in der Politik sind nicht allein oder sogar vornehmlich die gesamtwirtschaftlichen Nach und Vorteile ausschlaggebend fur Handeln. In der Politik geht es immer auch um spezifische Gruppeninteressen und um Machterhalt. So werden nicht selten Wege verworfen, weil andere Wege zwar geringere volkswirtschaftliche, aber grossere politische Gewinne versprechen. Am Beginn der Vereinigung war eine Entscheidung daruber zu treffen, wie mit den staatseigenen Betrieben und sonstigem Vermogen der DDR umzugehen sei."