ISBN-13: 9783838213187 / Niemiecki / Miękka / 554 str.
Das politische Denken im östlichen Mitteleuropa gehört nach wie vor zu den vernachlässigten Themen der politischen Ideengeschichtsschreibung. Diese Lücke versucht Dirk Mathias Dalberg mit seiner interpretativen politikwissenschaftlichen Arbeit etwas zu schließen. Sein Ziel ist es, ein größeres Bewusstsein vom politischen Denken tschechischer und slowakischer Dissidenten zu schaffen und die Geschichtsschreibung des europäischen politischen Denkens zu vervollständigen. Als Untersuchungsgegenstand dienen ihm hierfür der tschechische Philosoph, Prosaist und Lyriker Egon Bondy (1930-2007), der tschechische Publizist Petr Uhl (1941-2021), der slowakische Philosoph Miroslav Kusý (1931-2019) sowie der in der Slowakei wirkende tschechische Philosoph Milan Simecka (1930-1990). Diese international bisher wenig beachteten politischen Denker praktizierten in den Jahren 1968-1989 aktiven politischen Widerspruch zu den gesellschaftlichen und politischen Konventionen in der Tschechoslowakei. Dies führte sie in einen Konflikt mit der herrschenden kommunistischen Partei. Die vier untersuchten Autoren verfassten Schriften, in denen sie sich aus einer marxistischen Perspektive kritisch mit der politischen Gegenwart in ihrer Heimat auseinandersetzten und zu recht ähnlichen Schlüssen gelangten. Darüber hinaus formulierten sie ihre eigenen Vorstellungen von einem besseren politischen System. Während Bondy und Uhl ihren marxistischen Einstellungen auch bei der Formulierung positiver Ideen treu blieben, wandten sich Kusý und Simecka der im westlichen Europa verwirklichten liberalen Demokratie zu. Das von Dalberg demokratietheoretisch und ideengeschichtlich analysierte Denken ist Ausdruck eines Ideentransfers. Es reflektiert und verarbeitet westliche und östliche politische Gedanken. Zugleich verdeutlicht es Rückbezüge auf ältere tschechische und slowakische Ideen.