ISBN-13: 9783110466799 / Niemiecki / Twarda / 2018 / 763 str.
Dem Werk Sigmund von Birkens (1626-1681), des- nach Georg Philipp Harsdorffer- zweiten Prasidenten des Pegnesischen Blumenordens in Nurnberg- ist nicht das Gluck fruhzeitiger Etablierung im Interesse der Literaturwissenschaft und im Kanon editorischer Tradierung widerfahren. Dabei ist es mit den meisten seiner Bestandteile weitaus typischer fur Denk- und Schreibweisen der Zeit, in welcher es entstand, als anderes, was seit vielen Jahrzehnten das Bild der sogenannten Barockliteratur bestimmt. Das hat sich bis in die Gegenwart hinein ausgewirkt. Es gibt bisher nur sehr wenige Nach- und Neudrucke einzelner Werke Birkens, noch nie zuvor ist der Versuch einer Gesamtedition unternommen worden. Das Bild des Autors in der Literaturgeschichtsschreibung besteht immer noch weithin in der Fortschreibung seit je tradierter Vorurteile. Die seit den sechziger Jahren sich vollziehende Neuorientierung der Erforschung der Literatur des 17. Jahrhunderts hat das Fehlen einer Ausgabe der Werke eines der zu seiner Zeit wichtigsten deutschsprachigen Autoren besonders spurbar gemacht. Das gilt umso mehr, als wir es mit einer fur das 17. Jahrhundert einmaligen Uberlieferungslage zu tun haben. Vom groten Teil der inzwischen bibliographisch erfassten gedruckten Werke Birkens sind erhaltene Exemplare nachgewiesen. Vor allem aber ist, uberwiegend im Archiv des Pegnesischen Blumenordens, Birkens Manuskriptnachlass weitgehend erhalten. Er umfasst auer zahlreichen Werkmanuskripten (darunter viel Ungedrucktem) eine Autobiographie, Tagebucher, Briefkonzeptbucher, eigene Briefe, mehrere tausend Briefe mehrerer hundert, z.T. bedeutender Partner. Vor allem der Manuskriptbestand ermoglicht Einblicke in Produktions-, Rezeptions- und Distributionsformen, wie sie fur die Literatur des 17. Jahrhunderts sonst nirgends moglich sind. Seine editorische Erschlieung wird eine Fulle neuer Forschungsmoglichkeiten bieten. Die Ausgabe wird Birkens Werke in einigen Bereichen in reprasentativer Auswahl, in anderen im heute erreichbaren Gesamtbestand verfugbar machen.
In dieser Sammlung hat Sigmund von Birken diejenigen Gedichte zusammengeführt, die er von der Mitte der vierziger Jahre an bis 1681 für, auf oder im Auftrag von Personen des Hochadels geschrieben hat. Das Spektrum der Adressaten umfasst die kaiserliche Familie, Mitglieder des schwedischen Königshauses, mehrere Reichsfürsten und deren Angehörige sowie viele weitere Adelige. Anlässe waren Heiraten, Todesfälle, Reisen oder andere wichtige Ereignisse in diesem Personenkreis. Wie in den anderen Sammlungen dominiert auch in dieser die Allegorese; auch die für Birkens Dichtungen typische Bukolik spielt eine große Rolle. Die ständische Spezifik der Sammlung bewirkt intensive Bezugnahmen auf Mythos und geschichtliche Überlieferung sowie eine Rhetorik des Erhabenen. Den Deutungshorizont bestimmt wie in den anderen Sammlungen die lutherische Orthodoxie. Auch in dieser Sammlung herrscht eine große Vielfalt lyrischer Formen.