ISBN-13: 9783531156811 / Niemiecki / Miękka / 2007 / 316 str.
Die Politikwissenschaft hat eine Blindstelle. Sie klammert die Personlichkeit aus. Nicht, dass sie die Art und Weise ignorierte, wie politische Amter und Rollen von verschiedenen Personen wahrgenommen werden. Dies ist, wie die Beschaftigung mit dem Fuhrungsstil der Regierenden zeigt, durchaus der Fall. Aber typischerweise ist der Ansatzpunkt hier das Verhalten in einer politischen Schlusselrolle, etwa die Adenauersche, Kohlsche oder Schrodersche Variante der Kanzlerdemokratie oder die prasidiale Fuhrerschaft eines K- nedy oder Clinton. Die moderne Geschichtswissenschaft teilt mit der Politikwissenschaft die Margina- sierung der Personlichkeit. Dabei hat die Historiografie eine grosse Tradition in der Biog- fie, d.h. in der Beschreibung von Personen im Kontext ihrer Epoche. Doch in dem Masse, wie sich die Geschichtswissenschaft zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gewandelt hat, ist auch dort das Unbehagen an der Bewertung der Personlichkeit gewachsen. So bleibt noch die Psychologie, die nun einmal die Personlichkeit in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellt. Ein kleiner Seitenzweig der Psychologie untersucht das politische Denken und Handeln von Personen. Die Geschichtswissenschaft und die Politikwiss- schaft sind durch die grossen Themen der politischen Institutionen, der sozialen Beweg- gen, des Staates und der zwischenstaatlichen Beziehungen miteinander verbunden. Die Psychologie behandelt diese Themen als Kontexte, in denen sich Personlichkeiten bilden. Die politische Psychologie lasst zunachst einmal eine Affinitat zur Politikwissenschaft erwarten. Im Folgenden wird zu zeigen sein, dass es sich auch dabei vorrangig um Fa- psychologie handelt, die sich mit politischen Themen auseinandersetzt, keinesfalls aber um ein Gebiet der Politikwissenschaft."