ISBN-13: 9783050040134 / Niemiecki / Twarda / 2004 / 376 str.
War Nietzsche ein radikaler Gegner der Aufklarung, oder war er ein radikaler Aufklarer? In den Beitragen des Bandes von der Internationalen Tagung der Nietzsche-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Kant-Forschungsstelle Mainz und der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen vom 15.-17. Mai 2003 in Weimar zeigt sich, bei aller Vielschichtig- und manchmal Gegensatzlichkeit der Argumentationen, ein dreifacher Konsens. Den ersten bildet die Aktualitat einer notwendigen Thematisierung von 'Aufklarung' angesichts des sich im Kontext allgemeiner Globalisierung vollziehenden kulturellen Wertewandels und der Radikalisierung grundsatzlicher Menschheitsfragen durch die Moglichkeiten moderner Bio- und Gentechniken und allgemeiner medialer und digitaler Vernetzungen aller Kultur- und Wissensprozesse, eine Problematik, die unter dem Stichwort von der 'Zukunft des Humanen' tief in die menschliche Lebenspraxis hineinreicht und zu verhandeln ist. Der zweite ist die Produktivitat der durch Nietzsches radikale Aufklarungskritik aufgeworfenen generellen Problematisierung des 'Projekts Aufklarung' unter den Bedingungen der Moderne und die gleichzeitig durch ihn weitergefuhrte Selbstinfragestellung der Aufklarung, diese als eine Chance ihrer Neubewertung und perennierenden Wirkmachtigkeit zu verstehen. Und der dritte besteht darin, Nietzsche in der Spannung zwischen Radikalitat von Aufklarung und Gegenaufklarung, Geschichtlichkeit und Aktualitat anzusiedeln, um ihn zu befragen nach der Zukunft einer Aufklarung, die ihre 'Unschuld' schon im Prozess ihres Entstehens im 18. Jahrhundert verloren hat.