ISBN-13: 9781505564396 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 136 str.
Klappentext: Von Moral spricht man nicht gern, und noch unangenehmer ist es, wenn man zuhoren muss, wie andere davon sprechen. Dieses Buch will jedoch nicht von der Kanzel herab den grossen Moralhammer schwingen. Es redet uber Moral, weil moderne Gesellschaften nicht auf eine Diskussion uber Werte verzichten konnen, egal ob man sie nun Moral," Ethik" oder Tugend" nennt - und was man riskiert, wenn man solche Fragen entweder fur uberholt erklart oder nur noch fur Experten zulasst. Es redet uber Moral, weil es eine Grundfrage unserer Erziehung sein sollte, zu welchen Werten man Kinder erzieht - und was man riskiert, wenn man darauf verzichtet. Es redet uber Moral, weil wir alle jeden Tag moralische Entscheidungen treffen, egal ob wir sie als solche wahrnehmen oder nicht - und was man riskiert, wenn man die dafur notige moralische Urteilskraft nicht entwickelt. Und es redet speziell uber Sekundartugenden," weil sie am meisten in Verruf gekommen sind und weil sie am leichtesten zu praktizieren sind. Und es versucht, das nicht nur mit ein wenig historischer Tiefenscharfe zu tun, sondern auch mit ein wenig Humor. Es verbindet deshalb zehn literarische Kurzskizzen ( Charaktere") mit zehn kurzen philosophischen Essays zu vergessenen Tugenden wie Punktlichkeit, Ordnung, Fleiss, Treue und Dankbarkeit.
Aus dem Inhalt: Vom Wert der Tugenden * Wer nicht kommt zur rechten Zeit - Punktlichkeit und Respekt * Was ist faul an der Faulheit? - Fleiss und Tatigkeit * Das Genie beherrscht das Chaos - Ordnung und Schonheit * Frisch gewagt ist halb fertig - Zuverlassigkeit und Charakter * Darf es auch ein bisschen weniger sein? - Bescheidenheit und Demut * Auf der Uberholspur - Geduld und Nachhaltigkeit * Das Zauberwort - Hoflichkeit und Menschenfreundlichkeit * Durchgemogelt - Treue und Wahrheit * Nein danke - Dankbarkeit und Grazie * Bloss nicht normal - Von der Massigkeit zur work-live-balance
Aus dem Text: "Nennen wir sie Caro." Eigentlich hiess sie Caroline, aber das war ihrer Mutter schon bald zu kompliziert und zu lang. Ihre Mutter schatzte es, wenn die Dinge einfach waren; sie hatte schon so genug damit zu tun, den Uberblick zu behalten. Immer war etwas verschwunden in ihrem Haushalt, aber meist wurde das mit einem lachenden: das Genie beherrscht das Chaos " abgetan. Leider war niemand in ihrer Familie ein Genie, und das Chaos herrschte in ihrem Alltag ziemlich un-umschrankt. Aber Caro kannte es nicht anders. Niemals ware sie auf die Idee gekommen, ihr Kinderzimmer aufzuraumen - wozu auch, es war danach gleich wieder unordentlich, und wenn man etwas nicht fand, dann kaufte man es halt neu; billig naturlich, denn irgendwie verschwand das Geld im Haushalt auf die gleiche Art und Weise wie die Schnullis und die Puppenkleider und die besonders bosartigen Socken, von immer nur eine zu finden war. ...] "Was ist falsch an Ordnung?" Vor allem ihre Zwanghaftigkeit. Ordnung soll herrschen - die Sprache verrat es schon; am besten Ruhe und Ordnung," oder, noch schlimmer, Zucht und Ordnung" Diese ungluckliche Zusammenstellung, eine Lieblingsfloskel im Nationalsozialismus (der beides durchaus wortlich meinte), hat einer sowieso schon ungeliebten Tugend den Rest gegeben und sie ins Worterbuch des Unmenschen" verbannt: als Synonym fur autoritaren Machtmissbrauch und Hierarchiehorigkeit, fur Unterwerfung unter die Regeln eines rigiden Systems, seien es die des Militars, der Kirche oder anderer Ordnungsmachte." Sogar in der Biologie herrscht die Ordnung autoritar - beispielsweise in Form der Hackordnung" Auf dem Huhnerhof steht das Alpha-Huhn ganz oben auf der Huhnerleiter, und das arme Omega-Huhn, ganz unten auf der letzten Stufe, hat wenig zu picken; das gleiche gilt fur bei Menschen gemeinhin wenig beliebte Arten wie Wespen oder Wolfe. "