ISBN-13: 9783668327603 / Niemiecki / Miękka / 2016 / 28 str.
Diskussionsbeitrag / Streitschrift aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Sprache: Deutsch, Abstract: Alle Religionen, zumindest die drei groen Buch-Religionen, tendieren zur erkenntnistheoretischen Grenzuberschreitung. Sie begnugen sich nicht mit mythischer Erzahlung und intuitivem Vortasten in transzendentale Spharen, die der rationalen Erfassung unzuganglich sind, sondern konstruieren mit dem Anspruch "hoherer Wahrheiten" fest gefugte Denkgebaude, in denen sich die Menschen versammeln und fraglos einrichten sollen. Denken gilt hier als Sunde, zumindest als irrefuhrend. Solche Grenzuberschreitungen konnen aber die Existenzberechtigung, ja die Notwendigkeit von Religionen nicht in Zweifel setzen. Der Mensch lebt nicht allein vom Schwarzbrot der Rationalitat. Er denkt mit seinem ganzen Korper und allen seinen Sinnen, er erlebt sich als beseelte Einheit und sucht dafur nach Erklarung und Bestatigung. Diese findet er in der Literatur, der Musik, der bildenden Kunst und der Philosophie, aber auch in Religionen (und manchen Ersatzreligionen). Fur religios sensible Menschen sind sie die Hauptquelle spiritueller Inspiration. Auch fur mich war und ist die Bibel (und vieles, was ich uber sie gelesen und gehort habe) mit ihrer eigenartigen poetischen Kraft und ethischen Dringlichkeit eine standige geistige und moralische Herausforderung: Ermutigung und Verpflichtung, Anregung und Provokation. Hier aber soll es nur um einen kleinen Ausschnitt gehen, namlich um den Anspruch geistiger Disziplin, ohne den tiefen Grundton der biblischen Botschaft zu uberhoren. In freier Variation eines Jesus-Wortes: "Gebt dem Denken, was zu denken ist, und dem Glauben, was zu glauben bleibt." Fur reflektierende Atheisten musste sich seitenverkehrt das gleiche Postulat ergeben: Erkenne und akzeptiere, dass dein Denken und Fuhlen auf Grundlagen beruht, die sich weder rational noch empirisch begrunden lassen; woran glaubst du also?