ISBN-13: 9783050049199 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 383 str.
Das Stadel Museum in Frankfurt am Main gilt als einer der Vorreiter der Provenienzforschung an deutschen Museen und hat in der jungsten Vergangenheit mehrfach Gemalde an ihre rechtmaigen Eigentumer restituiert. Die international gefuhrten Diskussionen zur Restitution von Kunstwerken drehen sich dabei immer wieder auch um ethische Fragen sowie um die Verantwortung der Protagonisten und fuhren die Notwendigkeit vor Augen, einzelne Aspekte musealer Arbeit im Dritten Reich nicht isoliert, sondern in ihrem politischen wie kunsthistorischen Kontext vom Kaiserreich bis in die Nachkriegszeit zu betrachten. Der fur die vorliegende Publikation gewahlte Titel Museum im Widerspruch fangt die durchaus ambivalenten Erkenntnisse der fur die Frankfurter Situation in Kooperation der Forschungsstelle Entartete Kunst mit dem Stadel durchgefuhrten Untersuchungen wie in einem Brennspiegel ein. In der Tat standen die Direktoren und Kuratoren des Stadelsches Kunstinstituts und der Stadtischen Galerie im Dritten Reich oft genug im Widerspruch zu einer kunsthistorisch-wissenschaftlichen Selbstverpflichtung, die gerade im Bereich des Museums als offentlicher Einrichtung auf moralische wie juristische Rechtmaigkeit, auf einen sorgsamen Umgang mit Mazenen, Sammlern und Publikum, mit den Kunstwerken, ihrer Prasentation und ihrem Erhalt abzielen muss. Der Band fragt einerseits danach, inwiefern die Notlage judischer Sammler ausgenutzt wurde und die Situation im besetzten im Ausland zum unrechtmaigen Erwerb von Kunstwerken fuhrte. Andererseits standen einige Entscheidungen und Manahmen der Direktion und Mitarbeiter des Stadel auch im deutlichen Widerspruch zur nationalsozialistischen Doktrin. Schlielich wird auch der Frage nach den Restitutionsvorgangen in der Nachkriegszeit sowie nach einer Neuordnung des Museums in diesen Jahren nachgegangen. Die nun veroffentlichten Forschungsergebnisse uber die Geschichte des Stadel im Dritten Reich weisen weit uber den Frankfurter Wirkungskreis hinaus und tragen grundlegend zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Kunst- und Kulturpolitik bei.