Jenny Herrmann (1904 - 1982) entstammte ärmlichen Verhältnissen. Das Studium der Romanistik, das sie aufnahm, musste sie sich durch Arbeit als Hauslehrerin selbst finanzieren. 1931 lernte sie in Berlin den hochbegabten jüdischen Slawisten Dr. Leopold Silberstein kennen, und sie heirateten. Nach dem Machtantritt der Nazis 1933 emigrierten sie nach Prag und führten ungeachtet ständiger Existenzsorgen ein erfülltes geistiges Leben in den Gelehrtenzirkeln der Stadt. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei blieb sie mit ihren beiden halbjüdischen Kindern in Prag zurück, während ihr Mann , der an der Universität Tartu in Estland lehrte, 1941 von Faschisten ermordet wurde. Jenny Herrmanns Leidensweg während der Nazi-Okkupation endete 1945 mit der Befreiung Prags durch die Sowjetarmee. Sie würdigte die Solidarität ihrer tschechischen Freunde während der faschistischen Besetzung und in den chaotischen Wochen nach dem 8. Mai 1945. Ende 1946 kehrte Jenny Herrmann mit ihrer Familie nach Halle in die sowjetisch besetzte Zone zurück und wurde Lehrerin an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät und 1952 in Berlin Historikerin am Museum für Deutsche Geschichte. Warmherzig verfolgte sie den Entwicklungsweg ihrer Kinder.
Konrad Herrmann, 1945 in Prag geboren, studierte Maschinenbau und Sinologie und wurde an der TH Magdeburg mit einer Dissertation über Messtechnik von Kegelrädern zum Dr.-Ing. promoviert. Er war bis von 1972 bis 2010 in der metrologischen Forschung tätig. Als Sinologe hat er verschiedene Werke der zeitgenössischen und klassischen chinesischen Literatur ins Deutsche übersetzt. In jüngster Zeit hat er sich intensiv mit der Familiengeschichte beschäftigt und insbesondere über Leben und Werk des Holocaustopfers Leopold Silberstein, mit dem seine Mutter verheiratet war, erforscht.