ISBN-13: 9781499659450 / Niemiecki / Miękka / 2014 / 590 str.
War for Oil," ein Krieg um die Kontrolle uber die Olquellen am Persischen Golf - dieses Thema spielte bereits im vorausgehenden Band 4 der zehnbandigen Studie Vom Raketenschach der Kubakrise zum Krieg gegen den Terrorismus" (Resultat eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstutzten Forschungsprojektes) eine prominente Rolle. Band 5 stellt nun eine weitere, bislang weitgehend unbekannte Variation jenes Themas Krieg ums Ol" vor: Wurde die NATO im Falle eines massiven Angriffs durch den Warschauer Pakt gerade deshalb noch weit schneller als angenommen Nuklearwaffen einsetzen mussen, weil die USA mit den eigentlich fur Westeuropa designierten Verstarkungstruppen etwas ganz anderes vorhatten? Weil jene zur Verteidigung NATO-Europas in konventionellen Abwehrgefechten dringend benotigten und fest eingeplanten US-Verbande - stattdessen am Golf das saudische oder iranische Ol gegen die Sowjets verteidigten? Ausgerechnet in der letzten, extrem gefahrlichen Phase des Kalten Krieges, zu Beginn der 1980er Jahre, stellte dieses Szenario eine reale Option dar: Geostrategen wie Prasident Carters Nationaler Sicherheitsberater Brzezinski machten sich Gedanken daruber, wie die USA auf eine Aggression Moskaus mit Zielrichtung Persischer Golf reagieren sollten. Bereits 1977 ordnete Carter die Formierung einer Rapid Deployment Force (RDF bzw. RDJTF) an. Welche Konsequenzen wurde das Abzweigen von Einheiten der U.S. Navy, der USAF, der Army und der Marines im Rahmen einer solchen Schnellen Eingreiftruppe jedoch fur Westeuropa haben? Die Carter-Administration sah die rustungsfaulen" Verbundeten in der NATO und in Ostasien in der Pflicht, grossere Lasten bei der Verteidigung ihrer Regionen zu ubernehmen, um notfalls eine starkere Umverteilung von US-Streitkraften zur Absicherung des Persischen Golfs zu gestatten Jene Debatten innerhalb der NATO wurden wiederum - von der Hauptverwaltung Aufklarung (HVA) der Stasi" ausspioniert und analysiert. Neben jener brisanten Episode aus der Geschichte des amerikanischen Strategic Rebalancing" von Vietnam an den Golf von 1973 bis 1991 analysiert Band 5 aber auch die Bemuhungen der Carter-Administration, die nuklearstrategischen Konzepte zu reformieren und den atomaren US-Schutzschirm uber der NATO auf eine neue Basis zu stellen, resultierend in der Direktive PD-59. Nicht zu vergessen die Versuche Washingtons, die NATO auf eine Reduzierung der Defizite bei der konventionellen Verteidigung zu verpflichten, durch das Long Term Defense Programme (LTDP). Dabei wirft die Studie auch einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des AirLand-Battle-Konzeptes, Blaupause fur die Verteidigungsstrategie der US-Truppen in Europa zu Beginn der 80er Jahre. Ein weiterer Abschnitt widmet sich dem Kampf der afghanischen Mujaheddin gegen die sowjetische Besatzungsmacht, unterstutzt von den USA, dem pakistanischen Geheimdienst ISI und den Saudis. Die Darstellung des sowjetischen Vietnam" wird jedoch verbunden mit drei ebenso bedeutsamen und weniger bekannten Episoden aus der Entstehungsgeschichte des strategischen Dreiecks Pakistan - China - Saudi-Arabien in den 80er Jahren: Erstens die Entwicklung der pakistanischen Atombombe (gerade auch dank A.Q. Khan) unter General Zia ul-Haq. Zweitens der Einkauf chinesischer Ostwind"-Mittelstreckenraketen durch die Saudis, wobei der saudische Botschafter in Washington Prinz Bandar bin Sultan bei der Anbahnung jenes Geschafts eine zentrale Rolle spielte. Fur beide Episoden gilt: Ein erneuter Praventivschlag der israelischen Luftwaffe, wie er 1967 gegen Nassers Bomber und 1981 gegen Saddam Husseins Atomreaktor gefuhrt wurde, lag im Bereich des Moglichen, nur dieses Mal gerichtet gegen das pakistanische Kahuta oder die saudischen Raketen. Und drittens das indische Grossmanover Brass Tacks" von 1986/87 - welches beinahe zu einem heissen Krieg zwischen Indien und Pakistan gefuhrt hatte."