ISBN-13: 9783519000433 / Niemiecki / Miękka / 1982 / 207 str.
Max Webers Skizze einer "So: zio10gie des Zeitungswesens," die er im Ge schaftsbericht des Ersten Deutschen Sozio1ogentages entwicke1te, ist trotz ihrer richtungweisenden Ansatze sowoh1 in der Sozio10gie a1s auch in der Zeitungswissenschaft weitgehend fo1gen10s geb1ieben (Weber 1911, 42-53). In der Sozio10gie wurde die Massenkommunikation lange Zeit a1s ein re1ativ unbedeutendes Randgebiet behande1t. Ihr zunehmender Einf1uB auf Gese11schaft und Po1itik ist bis heute nicht hinreichend beschrie ben, geschweige denn ana1ysiert. So ge1ten z. .B. noch immer Theorien des sozia1en Wande1s und der po1itischen Gewa1t a1s wissenschaft1ich ange messen, in denen die Massenkommunikation Uberhaupt nicht vorkommt. Die Zeitungs- bzw. Pub1izistikwissenschaft entwicke1te sich - trotz der Uberragenden Bedeutung von Paul F. Lazarsfe1d - unter dem vorherrschen den Einf1uB der Psycho10gie. Die gese11schaft1ichen Voraussetzungen und Konsequenzen der Massenkommunikation wurden fo1g1ich zugunsten einer individua1isierenden Betrachtungsweise ausgespart. Sozio10gische Mode11e und Begriffe b1ieben weitgehend ungenutzt. Wahrend die Sozio10gie ihr Desinteresse an der gesamten Prob1ematik dokumentierte und die Pub1izistikwissenschaft ihre Distanz zur gese- schaft1ichen Dimension der Massenkommunikation pf1egte, entwicke1ten sich die Massenmedien zu einem Macht ktor ersten Ranges. Hatten die Massenmedien noch zur Zeit Max Webers vornehm1ich Uber das unabhangige Hande1n anderer berichtet, so wurde die Berichterstattung in den ver gangenen Jahrzehnten zu einer jener Voraussetzungen, die dieses Hande1n Uberhaupt erst ermog1icht. Aus einem Korrektiv war damit ein Konstitu tionse1ement po1itischer Herrschaft geworden. Diese Funktionsanderung machte die Wirkung, die Organisation und die Legitimation der Massen medien zu einem permanenten Konf1iktgegenstand der Po1itik.