ISBN-13: 9783110515602 / Niemiecki / Twarda / 2016 / 230 str.
Mit dieser Monografie wird die Autonomie des literarischen Textes sowohl gegenuber seinem Autor als auch gegenuber seinem Leser systematisch begrundet --- mit dem Ziel, eine Literaturwissenschaft im strengen Sinne als eigenstandige Disziplin zu kennzeichnen, die andere Disziplinen wie Soziologie, Psychologie, Psychiatrie, Anthropologie und auch Theologie und Philosophie in ihren Dienst zu nehmen hat, weil ihnen das Deutungsmonopol gegenuber dem Kunstwerk abzusprechen ist. Der literarische Text erweist sich in solcher Sicht als Selbstentfaltung der zu gestaltenden Sache, deren Logik der Autor, wenn ihm sein Unternehmen gelungen ist, befolgt hat, so dass das Kunstergebnis die Subjektivitat des Autors hinter sich lasst. Die traditionelle Lehre vom Vierfachen Schriftsinn erhalt in solchem Zusammenhang eine neue Aktualitat, weil sie die legitimen vier Positionen des Lesers gegenuber einem literarischen Text als Eigenart des literarischen Textes definiert: buchstablicher Sinn (das, was wortlich dasteht), allegorischer Sinn (ubertragene Bedeutung), tropologischer (= moralischer) Sinn und anagogischer (= poetologischer) Sinn. Der literarische Text als ein solcher ist, im Unterschied zum nicht-literarischen Text, dadurch definiert, dass er in der poetologischen Differenz seine Natur hat. Das heit: er lasst sich psychologisch lesen (als dargestelltes Schicksal) und poetologisch als eine Komposition, in der jede Szene und jedes Detail einen erkennbar notwendigen Ort erhalten haben. Literaturwissenschaft beginnt da, wo beide Lesarten berucksichtigt und aufeinander bezogen werden. In Auseinandersetzung mit drei literarischen Texten wird die hier entwickelte Theorie der Literatur veranschaulicht - am Beispiel der -Odyssee- von Homer, der -Leiden des jungen Werthers- von Goethe und der -Abendphantasie- von Holderlin.