ISBN-13: 9783824443246 / Niemiecki / Miękka / 1998 / 232 str.
In der vorliegenden Arbeit wird die Frage untersucht, unter welchen Bedingungen Leidenserlebnisse zu Lernerfahrungen fuhren. Diese Frage erwuchs aus einer Panelstudie uber den Transformationsprozess in Ostdeutschland. Viele Reaktionen der befragten Ostdeutschen wiesen auf Leidenserlebnisse hin - so der Ausspruch "Wir leiden weiter, aber auf hoherem Niveau" -, und diese habe ich meinem Dissertationsprojekt mittels biographischer Interviews genauer betrachtet. Die Untersuchung will jedoch kein Beitrag zur Transformationsforschung sein, sondern Typen des Leidens und Lernens herausarbeiten. Diese Typen beinhalten sehr unterschiedliche Formen des Leidens und verschiedene Arten des Lernens. Bei einer der Befragten ist z. B. das Lernen aus einem Leiden sehr schwach und grenzt an Perspektivlosigkeit. In "ritualisierten Emporungen" gibt es dagegen ein Leiden und Lernen gleichsam in mittlerer Reichweite. Mitunter ist das Lernen intensiv, insofern die Betroffenen eigene biographische Entscheidungen fur ihre Leiden verantwortlich machen. Unter diesen Umstanden kann das Leiden sogar als Faktor fur eine Individualisierung verstanden werden. Um Zusammenhange zwischen Leiden und Lernen zu erkennen, war zunachst eine geeignete Untersuchungs gruppe auszuwahlen. Ich habe mich fur die 2 mittlere Erwachsenengeneration der DDR entschieden. Zunachst einmal kann man sagen, dass sie keine Extrem- oder Randgruppe ist, sondern viel eher aus BurgerInnen besteht, die sich an einem "Normallebenslauf' orientieren; Berufs arbeit und Familieninteressen standen in der DDR viele Jahre im Vordergrund. In dieser Hinsicht ist es eine soziologische Herausforderung, gerade in einer solchen Gruppe nach Leidenserlebnissen zu suchen."