ISBN-13: 9783531124995 / Angielski / Miękka / 1996 / 187 str.
Die Hermeneutik wurzelt in den Anfangen abendlandischer Geistesgeschichte. Die Botschaften der Gotter mussten ausgelegt und in eine fur den Menschen verstandliche Sprache ubersetzt werden. Unverstandliche bzw. schwer ver standliche Botschaften oder Texte sollten mit Hilfe der Hermeneutik erschlos sen werden, die zu diesem Zweck eigene Methoden und Techniken des Ver stehens entwickelt hat. Schleiermacher entwickelte als erster aus der Analyse des Verstehens systematisch eine allgemeine Hermeneutik: Entsprechend dem Ineinander eines allgemeinen (Sprache) und eines individuellen Faktors (Denken) sind in jeder Rede im Verstehen die beiden Momente grammatischer und psychologischer Interpretation zu unterscheiden. Das Verstehen ist nach Schleiermacher (1977) die Umkehrung des Aktes geistiger Produktion, hat divinatorischen Charakter und zielt auf die Beziehung von Autor und Werk. Es gilt, "die Rede ebenso gut und dann besser zu verstehen als ihr Urheber." Schleiermachers Hermeneutik bedeutet wegen ihrer Begrundung des Verstehens auf das Gesprach und die zwischenmenschliche Verstandigung schlechthin eine "Tief erlegung der Fundamente" (Gadamer 1974), die zugleich die Errichtung eines auf hermeneutischer Basis begrundeten Wissenschaftssystems gestattete. Die Hermeneutik wurde zur Grundlage fur alle historischen Wissenschaften. In der Nachfolge Schleiermachers verdient insbesondere Dilthey (1959) Erwahnung, dessen Uberlegungen die Scheidung von Natur- und Geistes-(Kul tur)wissenschaften definierten und zur wissenschaftstheoretischen Begrundung der Geisteswissenschaften fuhrten. Die Frage nach den Methoden von Natur und Geistes(Kultur)wissenschaften beantwortet Dilthey mit der zentralen Unterscheidung von Erklaren und Verstehen: Naturwissenschaftliche Sachverhalte werden erklart - geisteswissenschaftliche Sachverhalte konnen verstanden werden (vgl. Dilthey 1959, Bd. 5)."