ISBN-13: 9783050046938 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 325 str.
ISBN-13: 9783050046938 / Niemiecki / Twarda / 2010 / 325 str.
In der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts fand eine fortlaufende Debatte daruber statt, ob die Kulturgeschichte des Menschen wie ein Naturprozess zu erklaren sei. Autoren wie Henry Thomas Buckle, Friedrich von Hellwald oder Emil Du Bois-Reymond schrieben Geschichte mit naturwissenschaftlichen Vorzeichen. Diese popularen Darstellungen von geschichtswissenschaftlichen Autodidakten und Laien zwangen die Zunfthistoriker zu einer Reaktion. Sie bezogen Stellung zu den kontroversen Fragen, ob die Geschichtswissenschaft "verstehen" oder "erklaren," die Willensakte handelnder Menschen oder die Gesetze von naturwuchsigen Strukturen und Verlaufen erforschen soll. Und schlielich: ob es eine neue Einheit der erfahrungswissenschaftlichen Disziplinen geben kann. Die politische Geschichtsschreibung als Domane der Geschichtswissenschaft stand der naturalisierten Kulturgeschichtsbeschreibung, die eine naturwissenschaftliche Universaldeutung der Weltgeschichte zu geben beabsichtigt und dabei auf quellenkritische Forschung verzichtet, besonders kritisch gegenuber. Trotz solcher Gegensatze sind beide auch aufeinander angewiesen. Sowohl die Laienkultur mit ihrer Faszination fur die Erfahrungswissenschaften als auch die professionalisierte Universitatshistorie bilden beide Merkmale einer an die Wissenschaft und die Geschichtlichkeit im Besonderen glaubenden Gesellschaft. Wie weit sie ineinander aufgehen und inwiefern das Oppositionsverhaltnis auch als Komplementaritat verschiedener Formen von Geschichtsschreibung gedeutet werden kann, zeigt diese Studie.