ISBN-13: 9783484181823 / Niemiecki / Twarda / 2007 / 431 str.
Die Studie beschreibt das begriffliche und metaphorische Feld dessen, was in der Aufklarung als Tastsinn/Gefuhl figuriert. Dabei bezieht sie sich auf ein Phanomen, dessen operative und physiologische Bestimmung in Frage steht. Denn wo dieser Sinn anatomisch zu verorten und wie seine Funktion zu spezifizieren sei, stellt sich in Anbetracht der diskutierten Ansatze vor allem als ein Problem dar. Das zugrundegelegte Korpus umfasst literarische, philosophische und naturkundliche Texte. Diese werden einer Lekture unterzogen, die unter Rekurs auf systematische Begriffe die Vielschichtigkeit des Gegenstandes auszuloten ermoglicht. Den Ausgangspunkt bildet Descartes' Erklarung des neuzeitlichen Sehverstandnisses unter Einbeziehung des Tastvergleichs, den Abschluss Herders asthetisches Konzept. Der zwischen diesen beiden Kapiteln gespannte historische Bogen umgreift uber hundert Jahre, in deren Verlauf sich die Differenz von Sehen und Tasten als diskursiver Bezugspunkt sowohl verfestigt als auch auflost. Anhand ausgewahlter Texte von u.a. Berkeley, Wolff, Brockes, Bodmer, Breitinger, Diderot oder Lessing zeichnet die Studie die wechselnden Konstellationen sowie Medien des Tastsinns nach und zeigt auf, dass dieser bereits seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr als Kategorie der leiblichen Prasenz gedacht wird, die es gegenuber dem Sehsinn zu rehabilitieren gelte, sondern in ein komplexeres Reflexionsgefuge eingebunden ist.