ISBN-13: 9783531112848 / Niemiecki / Miękka / 1975 / 356 str.
Von Alphons Silbermann Ober die Jahrtausende hinweg, von der Stammesgesellschaft anwarts bis zu unseren Tagen wird es im allgemeinen als eine Selbstverstandlichkeit angesehen, da die Kunste in dieser oder jener Form der Gesellschaft Dienste erweisen. Gleich ob diese Dienste darin bestehen, das Leben zu verschonern, Prestige zu verleihen, kritisch die Welt zu durchleuchten, Aufklarung zu vermitteln, Werte zu etablieren oder Existenz zu negieren - stets wird ihnen eine Funktion zuerteilt, selbst wenn von gewissen kunstlerischen Schopfungen behauptet wird, deren Funktionslosigkeit stelle ihre Funktion dar 1. Und eben weil dem so ist, d. h. eben weil den Kunsten die Rolle eines dem Individuum oder dem Kollektiv dienenden Pendants zuerteilt ist, besteht jenes ordnende Recht, genannt Bewertung. Dementsprechend wandte sich die Philosophie, ihrer kritisch reflektierenden Aufgabe entsprechend, seit Beginn ihrer Geschichte Wertprufungen zu und etablierte eine Rangordnung von Wert- klassen, die von Lustwerten uber Dienstwerte bis zu Sclbstwerten reicht 2. Diese "klassische Tradition der Philosophie bei der Bewertung von Kunst und Kunst- werken blieb beherrschend bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges. Erst danach, zwischen 1920 und 1930, als Folge des Vordringens der Bedeutung der Behavioral Sciences (Disziplinen wie Anthropologie, Psychologie und Soziologie) verlagerte sich das Interesse von der philosophischen Studie der Werte auf eine deskriptive, d. h. nicht-philosophische Untersuchung derselben: die wissenschaftliche Forschung be- gann, sich direkt mit dem menschlichen Verhalten zu befassen.