ISBN-13: 9783531171524 / Niemiecki / Miękka / 2010 / 212 str.
Osterreichs Politik hat ein Thema, das alt und neu zugleich ist: Der Islam in Ost- reich. Inzwischen bereits die zweitgrote Religionsgemeinschaft - allerdings weit abgeschlagen hinter der nach wie vor dominanten romisch-katholischen Kirche, hat der Islam aufgehort, ein bloes Randphanomen mit exotischem Anstrich zu sein. Als Resultat einer Migration, die vor allem in den 1960er Jahren einsetzte, ist der Islam in Osterreich sichtbar geworden. Und doch hat der Austro-Islam eine alte Tradition. Im Ersten Weltkrieg wurden moslemische Soldaten der osterreichisch-ungarischen Armee von Militarimamen betreut. Diese gehorten ebenso zur Normalitat der osterreichisch-ungarischen Stre- krafte wie christliche Pfarrer und die judischen Rabbiner. Schon vor 1914 hatte der Islam des "hanefitischen Ritus" den Status einer staatlich anerkannten Religio- gesellschaft erhalten und war damit grundsatzlich auf einer Stufe mit den groeren Kirchen und der judischen Glaubensgemeinschaft. Doch der Islam heute wird von vielen in Osterreich nicht als Teil pluralistischer Normalitat, sondern als Bedrohung empfunden. Hier mischen sich freilich kultur- le und ethnische Bestimmungsfaktoren, die "Religion" sagen - und nur zu oft etwas meinen, was nicht salonfahig ist, z.B. "Rasse." Der Diskurs um den Islam in Osterreich hat, weil dieser de facto heute weitgehend ein Produkt der Zuwanderung des letzten halben Jahrhunderts ist, eine eminente so- ale und sozialpsychologische Komponente. Angste konnen mobilisiert werden: - Die Furcht vor dem sozialen Abstieg: Die "billigen" Zuwanderer nehmen "uns" die Arbeitsplatze weg. - Die Furcht vor abnehmender Berechenbarkeit des Lebens: Das Sozialgefuge in der Nachbarschaft verschiebt sich.