ISBN-13: 9783531129365 / Niemiecki / Miękka / 1997 / 285 str.
1. Institutionenwandel ist uns seit dem Umbruchen in Mittel-, Ost-und Sudosteuropa ein vertrautes Phanomen geworden, das wir mit Anteilnahme, Hoffnung und Sorge verfolgen. In der Wissenschaft ist der grosse Zweig der Transformationsfor schung entstanden, der den Ubergang der ehemals sozialistischen Gesellschaften in eine Zukunft mehr oder weniger westlichen Musters in all seinen Problemen aufarbeitet. Nicht zuletzt das Sonderheft 1995 des Leviathan hat diese Forschungen dokumentiert. Das vorliegende Heft soll diese Arbeiten nicht duplizieren. Es scheint vielmehr an der Zeit, sich klarzumachen, oder besser, sich wieder daran zu erinnern: dass Institutionenwandel ein umfassendes Phanomen ist, welches uns historisch stets begleitet und auch in der Gegenwart uberall in der Welt anzutreffen ist. Die Erweiterung des Blicks uber die Transformationsforschung hinaus soll vor Augen fuhren, dass der in vielfaltigen Formen auftretende Institutionenwandel einer der wichtigsten Faktoren ist, um Gesellschaft und Politik in ihrer Dynamik zu begreifen. Institutionenwandel haben wir in den Umbruchen in Mittel-, Ost und Sudosteuropa, aber ebenso im Zuge der europaischen Integration, in den Veranderungen der Dritten Welt und in der Entwicklung der internationalen Re gime und Organisationen. Der Wandel ist nicht immer so sichtbar wie in der Folge des Niedergangs real existierender sozialistischer Systeme. Institutionenwandel kann sich abrupt voll ziehen, er kann aber auch eher unmerklich vonstatten gehen und doch erhebliche Auswirkungen haben. So im Zuge der europaischen Integration. Dass neue Insti tutionen geschaffen und somit Institutionenwandel in Europa beabsichtigt und erreicht wurde, ist nur die eine Seite."