ISBN-13: 9783050062730 / Niemiecki / Twarda / 2013 / 208 str.
Die Verbreitung von Kommunikationsformen uber das Internet hat zu einer Erweiterung des Variationsspektrums in der Schriftlichkeit gefuhrt. Die Studie zeigt Entwicklungstendenzen, die sowohl medial als auch sozialstilistisch bedingt sind. Typische Nonstandard-Muster in einem Korpus aus Chatprotokollen und Online-Forumsdiskussionen werden als Innovationen in der Schriftlichkeit beschrieben und nicht - wie in bisherigen Untersuchungen ahnlicher Texte ublich - als sogenannte konzeptionelle Mundlichkeit. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich in einer quantitativen Korpusanalyse der syntaktischen Variation zwischen Chat und Forum am Beispiel der modalen Verben. Anschlieend werden anhand metasprachlicher Kommentare der schreibenden Akteure die unterschiedlichen lebensstilistischen Praferenzen mit dem Sprachgebrauch in Beziehung gesetzt. Die Verwendung von nichtstandardsprachlichen Mustern erlaubt in der Schriftlichkeit andere sozialstilistische Interpretationen als eine entsprechende mundliche Verwendungsweise. Um auch strukturelle Unterschiede zwischen den untersuchten Chat- und Forumstexten zu erfassen, wird fur ein Konzept von Dialogizitat argumentiert, das schriftliche Texte einbezieht. Die Formen digitaler Schriftlichkeit ermoglichen bisher so nicht erwartbare dialogische Strukturen in der Schriftlichkeit. Als strukturelle Eigenschaft digitaler Schriftlichkeit motiviert Dialogizitat innovativen Schriftsprachgebrauch, dessen tatsachliches Vorkommen allerdings je nach lebensstilistischer Wertung von Innovativitat variiert. Fur den Bereich der nicht mehr ganz so "neuen Medien" zeigt die Arbeit den Einfluss medialer Spezifika und sozio-kultureller Kontexte auf Sprachgebrauch einerseits sowie die Nutzung sprachlicher Differenzierung zur sozialstilistischen Positionierung durch die Akteure andererseits.