Fragestellung, methodische Anlage und Aufbau der Studie - Die Institutionengeschichte der gesetzlichen Rentenversicherung - Das neue Organisationsmodell der gesetzlichen Rentenversicherung - Die politikstrukturierende Wirkung institutionalisierter Interessenkonflikte - Entscheidungsfindung unter Bedingungen des Selbstverwaltungskorporatismus
Tanja Klenk ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Die berufsständische Gliederung gehörte über 90 Jahre zu den konstitutiven Merkmalen der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV). Mit der Organisationsreform wurde die Unterscheidung zwischen Arbeitern und Angestellten aufgehoben und ein einheitlicher Versichertenbegriff eingeführt. Die zuvor organisatorisch getrennten Zweige der Arbeiter- und Angestelltenversicherung sind nun in der 'Deutschen Rentenversicherung' zusammengeschlossen.
Die berufsständische Durchführung der Sozialversicherung war von Anbeginn umstritten. Alle Versuche, die zersplitterte Trägerstruktur zu überwinden, scheiterten aber regelmäßig am Widerstand der Parteien, Verbände und Selbstverwaltungsakteure in den Rentenversicherungsträgern. Die Organisationsreform wird in der öffentlichen Darstellung daher als eine 'historische Weichenstellung' gewertet.
Die Verwaltung sozialpolitischer Leistungen und die Reform von Organisationsstrukturen gehören in der Sozialpolitikforschung zu den stark vernachlässigten Untersuchungsfeldern. Die Arbeit trägt mit dazu bei, diese Forschungslücke zu schließen. Gerade vor dem Hintergrund der bislang von hoher Stabilität geprägten Organisationsgeschichte der GRV interessiert das Verhältnis von Innovation und Kontinuität in der GRV nach Inkrafttreten der Organisationsreform. Die Arbeit untersucht Verlauf und Ergebnis der Organisationsreform aus historisch-institutionalistischer Perspektive und versucht, die Veränderungswirkung der Organisationsreform zu bewerten.