ISBN-13: 9783531133201 / Niemiecki / Miękka / 2003 / 304 str.
Soziale Ungleiehheit ist das Anathema der Soziologie. Spatestens seit Rousseaus "Entdeekung" der natiirliehen Gleichheit aller Mensehen in seinem beriihmten "Diskurs fiber die Ungleichheit unter den Mensehen" (1755), seit der Fran z6sischen Revolution von 1789 und ihrem Wertekanon von "Freiheit," "Gleich heit" und "Briiderlichkeit" und seit der Verheillung einer egalitltren Gesellsehaft durch Marx und Engels im "Kommunistisehen Manifest" (1848) steht das Pro gramm der Gleiehheit auf der politischen Tagesordnung. Alle Mensehen sollten gleiehe Reehte, ein gleiehes Mall an Versorgung und eine gleiche Behandlung er fahren - so lautet die normative Idealvorstellung seither. Die Realitat in Gestalt einer "Klassengesellsehaft" hingegen, die sieh im Zuge der Industrialisierung und der Heraufkunft des Kapitalismus herausbildet, wird zum Inbegriff von Unfrei heit, Ungleiehheit und Unbriiderliehkeit und gilt als Ausdruek von Unterdrii ekung, Ausbeutung und Entfremdung. Die Soziologie, die sieh gegen Ende des 19. Jahrhunderts als universitltres Fach etabliert, gemt als "Gesellsehaftswissen sehaft" mitten hinein in diese sozialen und politisehen Auseinandersetzungen. Haufig wurden damals "Socialismus," "Soeiologie" und "Soeiale Frage" ebenso in eins gesetzt, wie heute zuweilen "Feminismus," "Frauenforschung" und "Frauen frage." Es wundert deshalb wenig, dass das Skandalon der sozialen Ungleichheit gleiehermafien zum zentralen und bevorzugten Forschungsproblem und die For derung naeh der Beseitigung sozialer Ungleichverteilungen und Ungerechtigkei ten zum moralisehen Katechismus dieser neuen Disziplin avaneiert. Noch heute hat das Thema "Ungleiehheit" nichts von seiner Faszination verloren, wie die Prominenz der Sozialstrukturanalyse in der Soziologie bezeugt."