ISBN-13: 9783486563399 / Niemiecki / Twarda / 1998 / 293 str.
ISBN-13: 9783486563399 / Niemiecki / Twarda / 1998 / 293 str.
Hans Reichmann, ehemals Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens, schildert in seinen Aufzeichnungen aus dem Londoner Exil eindringlich die Verfolgung der deutschen Juden in den Jahren 1939 bis 1939. Reichmann wurde wie Zehntausende anderer Juden 1938 im Zuge des November-Pogroms, der sogenannten Reichskristallnacht, verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sein schon im Sommer 1939 niedergeschriebener Bericht uber das Lagersystem und die besonderen korperlichen und seelischen Mihandlungen an den judischen Haftlingen ist in seiner Unmittelbarkeit ein eindruckvolles und erschutterndes Dokument deutsch-judischer Geschichte unter nationalsozialistischer Herrschaft. Leseprobe: "Das Lachen wird ihnen inzwischen in der Kehle erstickt sein." Das Wort schneidet wie ein Messer. Ein kleiner Mann racht sich. Sonderbar Ein kleiner Mann erschuttert die Welt. Sie zittert vor ihm. Und ich kann mich noch immer nicht verstehen, den kleinen Mann gro zu sehen, so gro, wie ihn seine Propaganda oder der Ha seiner Feinde macht. Ich wei, was er angerichtet hat, ich spure die Realitat seiner Macht an mir, nichts und niemand, der solchen Einflu auf meinen Lebensgang genommen hatte. Der erste Gedanke, wenn ich erwachte und der letzte, wenn endlich der Schlaf kam, den mir sein Wuten so selten lie. Er hat mir alles genommen, was ich besa, zweimal den Beruf, Freunde, Familie, Wohnung und Vermogen, er treibt mich aus meinem Vaterland, er wird mich weiter treiben, sein Krieg wird mich verfolgen, seine Bomben und das Giftgas seiner Propaganda, und doch vermag ich nicht, die Personlichkeit Hitler ernst zu nehmen, den Hysteriker, den Judenfresser, den rachsuchtigen Bosewicht. Die Welt sieht Genialitat und Damonie, ich sehe nur einen genial-damonischen Zug: die infernalische Verachtung des Menschen, seines eigenen Volkes, dem er schonungslos jede Brutalitat, jedes Opfer an Gut, Gesinnung und Leben, jede Gefolgschaft fur Abenteuer Jules Vernescher Phantasie zumutet und mit seinem Terror aufzwingt. Der Fuhrer hat das Signal aufgenommen, da sein 10.November gellend gegeben hat: "Deutschland mu judenrein werden." Entmachtung, Entrechtung, Enteignung - jede Forderung so ungeheuerlich, da kaum die Radikalsten der Radikalen sie auszusprechen wagten. Aber als das deutsche Volk die Hetzer wahren lie, als kein Proteststurm sie hinwegfegte, als die Auslands-Antwort zwar storte, aber doch nicht realpolitisch gefahrlich wurde, da steigerten sich die Ha- und Vernichtungsgeluste des regierenden Pobels ins Sinnlos-Malose. Und was kein Nazipogrom je gefordert, wurde zur Regierungsparole: "Deutschland mu judenrein werden - die Juden mussen raus " In hundert Abwandlungen tonte sie uns nun entgegen, bald mitleidsvoll, bald schadenfroh, bald gleichgultig das Unabanderliche feststellend, bald haerfullt triumphierend.