ISBN-13: 9783110078107 / Angielski / Twarda / 2001 / 372 str.
Die Gesamtausgabe der Schriften des Johann von Staupitz lat dessen Bedeutung als Schlusselfigur im Ubergang von der spatmittelalterlichen Reform zur Reformation deutlich werden. Bislang nicht oder nur unzulanglich edierte Schriften werden erstmals in kritischer Edition zur Verfugung gestellt, verbunden mit wesentlichen neuen Ergebnissen der Forschung. Da Staupitz in Salzburg zum Ketzer-Verfolger geworden sei, kann durch die Edition der Consultatio (1523) widerlegt werden. Durch Wiederauffindung der seit 1896 verschollenen Akten des Haresie-Verfahrens gegen Stephan Kastenpauer, genannt Agricola, kann der "Ratschlag" des seelsorgerlichen Theologen Staupitz in seinen Uberlieferungszusammenhang eingeordnet, durch eingehende Kommentierung verstandlich gemacht und der Verlauf des ungewohnlichen Ketzerprozesses geklart werden. Auch die zwischen 1500 und 1517 sechsmal gedruckte Decisio - in welcher Staupitz, obwohl Mitglied eines Bettelordens, in dem Streit zwischen Mendikanten und Weltklerus um die Seelsorgerechte die Position der Pfarrgeistlichkeit vertrat - ist ein Zeugnis fur sein "Interesse an pastoraler Wegweisung" (Wolfgang Gunter). Der Franziskaner Kaspar Schatzgeyer und seine (noch ungedruckte) Gegenschrift haben wahrscheinlich die uberraschende Entscheidung Leos X. uber diese Sache beeinflut. In der sorgfaltigen Edition und Kommentierung der Constitutiones der deutschen Reform-Kongregation der Augustiner-Eremiten - durch Staupitz mitgepragt, verantwortet und (wohl 1506) promulgiert - wird nicht nur auf die noch unerforschten Konstitutionen der italienischen Reformkongregationen, sondern auch auf die Grundungszeit des Ordens und die Entstehung seiner Rechtsgestalt zuruckgegriffen. Im Urteil von Kaspar Elm (Zum Geleit) ist dieser Vorgang nicht nur von Interesse fur die Ordensforschung, sondern auch fur alle Disziplinen, die sich mit Problemen der Institutionalisierung von unorganisierten Bewegungen befassen.