ISBN-13: 9783110410884 / Francuski / Twarda / 2016 / 411 str.
Christentum, Judentum und Islam gehen gemeinsam davon aus, dass Gott sich aus der Unverfugbarkeit seiner Transzendenz heraus den Menschen selbst verfugbar gemacht hat. Das gottliche Wesen und sein Wille werden in den heiligen Schriften erkennbar ― aber auf eine Weise, die ein weitergehendes Wissen daruber erforderlich macht, wie diese Schriften fur den Alltag handlungsleitend werden sollen: Solches "religioses Wissen" ist wesentlich verfasst als reflexives und praktisches Wissen darum, wie der Mensch Gott zur Verfugung zu stehen hat.
Umgekehrt geht es den institutionellen Religionen, aber auch den sozialen Gruppen und Individuen darum, Gott "handzuhaben." Dabei ist fur sie wesentlich, die Welt mit jenen transzendenten Potentialen aufzuladen, die Leben sichern und auch uber sein Scheitern und Ende hinaus "aufbewahren." Die Allmacht Gottes wird demnach trotz der Versuche, ihn verfugbar zu machen, nicht verneint. Der Glaube an sie ist vielmehr die Triebfeder fur das Handeln der Akteure.
Im vorliegenden Band zeichnen verschiedene Disziplinen nach, wie Konflikte um das Zu-Handen-Machen Gottes dazu beigetragen haben, Institutionen, Verfahren und soziale Gruppen zu generieren, die "religioses Wissen" mitpragten und damit letztlich auch die Entstehung unserer heutigen Wissensgesellschaft beeinflusst haben.
Vier Forschungsfelder strukturieren dabei den Sammelband. Sie fragen (1) nach Strategien der Distinktion, (2) dem religiosen Expertentum, (3) den Gender-Kategorien der Handhabung Gottes und (4) ihren Medien. Alle beruhen auf dem Gegensatz zwischen "Mythisierung und Rationalisierung" bzw. "Verzauberung und Entzauberung."