1. Einleitung.- 2. Zur bilingualen und bikulturellen Lebenssituation gehörloser Frauen.- 3. Gewalterfahrung hörender und gehörloser Frauen.- 4. Empirische Umsetzung.- 5. Ergebnisse der Befragung gewaltbetroffener gehörloser Frauen.- 6. Diskussion.- 7. Handlungsempfehlungen.- 8. Fazit: Gesundheitspolitische Perspektiven für gewaltbetroffene gehörlose Frauen
Sabine Fries ist Professorin für Gebärdensprachdolmetschen und Gehörlosengemeinschaft an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut.
Die Erkenntnis, dass gehörlose Frauen von verschiedenen Formen von Gewalt und ihren Folgen genauso oder sogar weit häufiger betroffen sein können als andere Frauen, ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Ein stark erhöhtes Risiko für Gewalterfahrungen ergibt sich bei gehörlosen Frauen vor allem aufgrund einer ausgeprägten gesellschaftlichen Isolation. Ein weiterer wesentlicher Risikofaktor für die im Vergleich zu Frauen mit und ohne Behinderungen überdurchschnittlich hohe Gewaltbetroffenheit gehörloser Frauen ist ihre häufig alternativlose Einbindung in die Gehörlosengemeinschaft. Dies verweist darauf, dass unsere Gesellschaft bislang daran gescheitert ist, gehörlose Menschen ausreichend zu integrieren, und diese so marginalisiert hat, dass sie von der Mehrheitsgesellschaft weitgehend unbemerkt zu Tätern und Opfern werden.
Nicht zuletzt hat Gewalt gegen gehörlose Frauen komplexe und weitreichende gesundheitliche Folgen. Das Gesundheitssystem nimmt deshalb eine Schlüsselrolle für die Prävention, Weitervermittlung und Intervention bei Gewalt gegen gehörlose Frauen und ihre Kinder ein.
Die Autorin
Sabine Fries ist Professorin für Gebärdensprachdolmetschen und Gehörlosengemeinschaft an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut.