ISBN-13: 9783663005810 / Niemiecki / Miękka / 1961 / 216 str.
Der Handel hat jahrhundertelang in der Volksmeinung, aber auch im Urteil der gebildeten Welt, eine zwielichtige Stellung eingenommen. Die uralten Vorstel lungen von der "Unproduktivitat" des blossen Handelns ohne sichtbare materielle Produktionsleistung beherrschen auch heute noch weite Kreise. Die Offentlich keit erbost sich immer wieder uber die "zu hohen" Handelsspannen, uber den betrugerischen Kaufmann. Diese negative Beurteilung ist deutlich in der sozialen Einschatzung dieses Standes zu bemerken. Der Begriff des "ehrbaren Kaufmanns" ist geradezu der Ausdruck dafur, dass man die Mehrzahl der Vertreter dieses Berufes eben als nicht ehrbar angesehen hat oder noch ansieht. Aber der Handel in seiner Eigenart als immaterielle Produktion konnte lange auch nicht theoretisch erklart werden, und die Preise, die von ihm gefordert wur den, mussten zwangslaufig ebensolange als verdachtig, zu hoch oder uberhaupt als Betrug gelten. Denn die okonomische Wissenschaft hat in Fragen des Handels lange Zeit eine hochst indifferente Haltung eingenommen. Sie hat sich meist mit der Untersuchung der materiellen Produktion, der Arbeit, der Urproduktion oder des Geldes beschaftigt und fur diese Gebiete relativ geschlossene wissenschaftliche Systeme entwickelt. Sie hat bis heute aber keine entsprechende Theorie des Handels oder der Warenverteilung schlechthin geschaffen. Trotz der intensiven Arbeit betriebswirtschaftlicher Autoren seit den zwanziger Jahren dieses Jahr hunderts ist dieses Vakuum innerhalb der Wirtschaftswissenschaften noch nicht ausgefullt. Der Umfang des diesbezuglichen modernen Schrifttums darf nicht daruber hinwegtauschen, dass eine Handels- oder Absatztheorie nur in Ansatzen besteht."