"'Gegen den Strom' ist ein faszinierender Künstler- und Bildungsroman." Jens Balzer Literaturen 20121122
Yoshihiro Tatsumi wurde 1935 in Osaka geboren. Schon in sehr jungen Jahren interessierte er sich für Comics und profitierte von der Tatsache, dass seine Heimatstadt auch die Osamu Tezukas ist - der Meister ermutigte ihn in seinen Interessen.
In den 1950er-Jahren, der kindlichen und kommerziellen Produktionen der damaligen Verleger überdrüssig geworden, erfand er den Begriff "Gekiga", der einen erwachseneren Stil von Comics definieren sollte. Mit sechs anderen Künstlern gründete er die Gekiga-Werkstatt, um gemeinsam an einer neuen erzählerischen Herangehensweise zu arbeiten und sich so von den vorherrschenden Verlagsanforderungen zu befreien. Die Gekiga bevorzugten eine realistische Darstellung der Psychologie der Figuren, revolutionierten den Manga, beeinflussten ihn nachhaltig und öffneten einer Generation von Autoren und Zeichnern neue Perspektiven. Während dieser Periode, und bis in die 1980er-Jahre hinein, wurden die Geschichten Tatsumis in den Feuilletons zahlreicher Magazine veröffentlicht.
Tatsumi ist heute als großer Meister des Manga anerkannt, seine klaren Zeichnungen wirken erstaunlich modern, seine Werke werden in zahlreichen Ländern publiziert (in den USA bei Drawn & Quarterly, in Frankreich u.a. bei Cornelius). 2010 wurde "Gegen den Strom - Eine Autobiografie in Bildern" mit zwei Eisner-Awards (u.a. in der Kategorie "Best reality-based work") ausgezeichnet - in dem Mammutwerk mit einem Umfang von 856 Seiten geht es um die Entstehung der Gekiga. 2011 stellte der Regisseur Eric Khoo seinen halbanimierten Kinofilm "Tatsumi" über Leben und Werk Tatsumis in Cannes der Öffentlichkeit vor.
Am 7. März 2015 verstarb Yoshihiro Tatsumi im Alter von nur 79 Jahren.