ISBN-13: 9783810031778 / Niemiecki / Miękka / 2002 / 155 str.
Sich mit Jugendkriminalitat analysierend und verstehend zu beschaftigen, setzt voraus, ein Knauel unterschiedlichster Einflusse, Bedingungen und In teressen zu entwirren. Jugendkriminalitat ist auffallig haufig Gegenstand der offentlichen Dis kussion. Von Medien wie auch Politikern wird dieses Thema eingebracht. Ei ne Uberprufung der veroffentlichten Daten zeigt fast regelmassig, dass die Hy pothese einer immer starker und immer junger kriminell werdenden Jugend, wie sie in bestimmten Medien propagiert wird, nicht haltbar ist. Dennoch kann man damit rechnen, dass sie einige Monate spater wieder in die Debatte eingebracht werden wird. Aus dieser Beobachtung entsteht die Frage, warum Jugendkriminalitat poli tisch in einer Form thematisiert wird, die dem tatsachlichen Vorkommen nicht gerecht wird und ausserdem Lebenslagen von Jugendlichen nicht in den Blick nimmt. Denn dies ist ein weiteres Merkmal der offentlichen Diskurse: Die Le benssituation von Jugendlichen wird kaum berucksichtigt und Interessen und Wunsche der jungen Generation werden nicht zur Kenntnis genommen. Auch stellt sich die Frage, warum eine sachlich nicht nachvollziehbare Debatte so oft in eine Forderung nach harterer Bestrafung mundet, also prak tische Konsequenzen in Bezug auf einen nicht nachweisbaren Tatbestand ver langt werden. Aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Perspektiven ist ein harteres Strafen fragwurdig: Aus juristischer Sicht muss es rechtsstaatlieh legitimierbar sein, die Strafforderungen in der politischen Diskussion sind es aber haufig nicht. Aus kriminologischer wie auch aus padagogischer Sicht verfehlen gerade die geforderten harten Strafen die beabsichtigte Wirkung."